Die Hässlichkeit des Schönen - Spaziergänge Tempelgänge Paradegänge
Fotos: Lothar Koch. Verantw.: Walter Spötter
Besucherschule zur Documenta 7: Die Hässlichkeit des Schönen
Spaziergänge durch die Ausstellung – Im Gehen sehen
Tempelgänge in der Documenta – Im Sehen verstehen
Paradegänge zur d 7 – Im Verstehen weggehen
Erschienen 1981
Autor Brock, Bazon
Verlag D+V Paul Dierichs GmbH & Co KG
Erscheinungsort Kassel, Deutschland
ISBN 3-920453-03-6
Umfang 133 S. : zahlr. Ill. ; 28 cm
Seite 38 im Original
6 Buren
Schon wieder Buren: Immerhin ein neues Spiel. Die grünen und roten Streifen sind hinter Glas gemalt und an die Wand gehängt, als seien sie auf einem Fenster des Fridericianums angebracht worden. Das gesamte Feld hat die Form und Struktur eines solchen Fensters! (Blick nach rechts, bitte.) Die strukturierenden Unterbrechungen in Burens großem Glas verlaufen genauso wie die Streben im Fenster des Fridericianums. Jetzt hat Buren endlich wieder etwas handfest Kaufbares anzubieten! Er Ist nicht länger nur darauf angewiesen, sich in Museen zu demonstrieren, sondern wird wieder für Galeristen interessant, hoffentlich.
Der Blick von Buren nach rechts zum Fenster läßt uns an eben diesem Fenster einen Eingriff von Lavier erkennen. Erstarrte Schmierseife oder Farbfeld scheinen alle Konturen des Fensters, auch die der von draußen hereinscheinenden Objekte aufzulösen. Spielt das auf einen alten Streit an, wie ihn etwa die venezianischen Maler mit den florentinischen am Anfang des 16. Jahrhunderts ausfochten? Die Florentiner zogen um die auf den Gemälden dargestellten Menschen und Dinge klare Konturlinien als feste Umgrenzungen. Die Venezianer meinten, daß die malerischen Wertigkeiten der körperbildenden Flächen erheblich gesteigert würden, wenn man die Farbflächen ohne harte begrenzende Konturlinien aneinandersetzt oder ineinander übergehen läßt. Lavier zeigt dIeses Problem hier an realen Objekten. Wenn schon die Malerei unsere Wahrnehmungen von den Dingen prägt, dann könnten wir eigentlich dazu übergehen, die Dinge gleich so zu gestalten, wie wir sie durch die Malerei wahrzunehmen gelernt haben. Ein von Architekten gut ausbeutbarer Vorschlag – nur zu, Ihr Postmodernen!
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