Generell sind Kunstwerke, wie gesagt, nicht durch ihre pornografische/fundamentalistische Nutzung erschöpfbar. Ihr Effekt besteht ja gerade in der Erzeugung des Wirkungsaufschubs als Sublimierung. Das zielt auf Stimulierung der Potentialität und des Wünschens gegenüber der bloßen Aktualität der unmittelbaren Trieberfüllung. Für dieses merkwürdige Verhältnis von Potentialität und Aktualität setze ich ein anderes Verständnis für den Begriff „Utopie“ ein. Dieses utopische Denken will gerade nicht die realen Gegebenheiten bloß durch andere ersetzen; vielmehr wirkt das Utopische als Kritik an den Geltungsansprüchen des Realen, das eben jeweils nur einen Sektor der großen Variationen nachweislicher Wirklichkeiten für Organismen darstellt.
Quelle
Alle Bildwirkung ist pornographisch – Abschnitt in:
1. Egon Schiele Symposium im Leopold Museum
Buch · Erschienen: 2016 · Herausgeber: Wipplinger, Hans-Peter
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Mathias Bergmann
31.07.2019
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