Die Geschichte lehrt uns gerade nicht, Sachverhalte und Situationen ließen sich beliebig oft wiederholen; sie stellt im Gegenteil deren Irreversibilität dar. Die Erfahrung der Geschichtlichkeit ist die Erfahrung des Verlustes von Möglichkeiten, die historisch lebende Menschen hatten, wir aber nicht. Wir können sie nur als verlorene gegenwärtig halten. Mercier begründete die Idee einer Geschichtsschreibung unter dem Gesichtspunkt des „was-wäre-gewesen-wenn?“ (1). Wenn wir diese unverwirklicht gebliebenen Möglichkeitsformen aufbewahren, so vergegenwärtigen wir uns Geschichte. Aber das Aufbewahren der Möglichkeitsform, also der Entscheidungsmöglichkeiten von Lucrezia Borgia oder Napoleon, bedeutet nicht, dass wir sie noch aktualisieren können. Vielmehr sind die Figuren für uns in der ungeheuren zeitlichen Ferne von Geschichte wichtig, wobei der gestrige Tag genauso fern ist wie der vor 5000 Jahren. Man bekommt einen Sinn für die Notwendigkeit, sich zu entscheiden und weiß, dass man die Alternativen nicht immer offen halten kann, was heutige Historiker auch wissen.
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