Kulturgeschichtlich, das heißt vor allem religionsgeschichtlich, bedeutet die künstlerische Evidenzerzeugung durch Evidenzkritik die Auflösung des apokryphen Bilderverbots etwa im Judentum oder im Islam. Sich kein Bildnis machen zu dürfen, kann ja nur denen gelten, die Bildnisse herstellen, also kann die Erfüllung des Bilderverbotes nur durch Bildermachen gelingen. Denn das simple Unterlassen des Bildermachens ließe auch das Gebot ins Leere laufen. Für die europäische Epistemologie (Arno Bammé) ist deshalb Religionskritik nicht schlichtweg zerstörerisch, sie zeigt vielmehr, dass sich der Glaube erst als Zweifeln bewähren kann. Deswegen ist es in Europa ganz und gar unspektakulär, wenn viele Theologen, die Kritik als Wissenschaft betreiben, zu Atheisten werden und, mit Nietzsche, das stärkste Verlangen nach bewährtem Glauben in der Unfähigkeit zu glauben identifizieren. Zeitgemäß modern mit Martin Walser ausgedrückt, heißt das: Gott ist tot, aber wir vermissen ihn auf Schritt und Tritt. Von ähnlichen Ausprägungen der negativen Theologie und negativen Ästhetik lassen sich gegenwärtig die entscheidenden Leistungen von Künstlern und Wissenschaftlern generell herleiten.
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