Säkularisierung heißt gerade nicht, daß für die aufgeklärte Moderne das Religiös-Kulturelle keine Bedeutung mehr haben sollte; im Gegenteil, Säkularisierung wurde notwendig wegen der sich steigernden Macht des Kontrafaktischen und Irrationalen unter dem Diktat von funktionalisierter Rationalität als Bürokratie und anderen normativen Verfahrensregeln.
Säkularisierung bedeutet also, Verfahren zu entwickeln, durch deren Anwendung die vernünftige Orientierung auf den Glauben in modernen Gesellschaften erreicht werden kann. Die Gegenbewegung zielt auf die Ununterscheidbarkeit von Rationalität und Irrationalität oder von Glauben und Wissen, so daß zwingende Vernunftgründe im Namen des höheren Glaubens abgewiesen werden können und umgekehrt der zur bloßen Dogmatik beliebiger Offenbarung herabgewürdigte Glauben sich berechtigt fühlen darf, seine Kritiker als Ungläubige zu stigmatisieren. Der Sinn der Säkularisierung liegt darin, die machtpolitische Erzwingung der Einheit von Glauben und Wissen abzuweisen, weil der Primat der Vernunft nicht gewahrt werden kann, wenn man schlichtweg, wie unter Stalins Regime, den Glauben, die Religionen und damit die Kulturen für obsolet erklärt, ihre Ausübung zum bösen Spuk werden läßt und Atheismus dekretiert.
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