Alles Lesen ist ja eigentlich erneutes Lesen, alles Gestalten ist ein immer neues Gestalten, das heißt eine vergegenwärtigende Rückerfindung als humanistische Technik.
Auch die Renaissance war gar keine Wiederbelebung der griechischen, römischen Geschichte auf allen Ebenen wie Kunst, Wissenschaft, Staat und so weiter. Sie war ein Versuch, sich an etwas zu halten, also geschichtliche Tatsachen zu vergegenwärtigen, und bei dieser Vergegenwärtigung erfand man sie völlig neu.
Das heißt, unsere Antike mit Winckelmann ist die weiße, reingewaschene Marmorstatue, die auf dem Sockel steht. Das hat mit der historischen Antike nicht das Geringste zu tun. In der historisch wahren Antike hat es ausgesehen wie in einem Bonbonladen in Disneyland.
Das heißt, wir haben uns unsere eigene Antike selber geschaffen. Und so ist das immer in allen geschichtlichen Prozessen. Die Geschichte gibt es nur als eine Möglichkeit, in der Gegenwart zu wirken. Und die vergegenwärtigende Rückerfindung bedeutet dann eine völlig neue Definition, sodass gerade die Historiker die eigentlichen Schöpfer – futurologisch gesehen also die eigentlichen Zukunftskenner im Hinblick auf diese Wandlungsprozesse sind. Das andere nennt man Positivität in der Wissenschaft, also zu sagen, wie es war. Das ist natürlich naiv.
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