Große Individuen, selbstständige Einzelne, „Abweichungsgenies“, völlig autonome Persönlichkeiten, Künstler oder Wissenschaftler – das gibt es alles seit 1400 –, sogar Condottiere, Feldherren, Regierungschefs der Stadtrepubliken etc., das sind die, die in ihrer singulären Person das Allgemeine repräsentieren. Das heißt, jemand ist nur Persönlichkeit, wenn er mehr als sich selbst repräsentiert. Also ist sein Ausdruck auf die generalisierte Erfassung der anderen im Hinblick auf bestimmte Kriterien angewiesen. Er repräsentiert gerade, wenn er bedeutend ist, mehr als sich selbst. Und dadurch kommt es zustande, dass in jeder dieser Persönlichkeiten ein ganzer Hof von Bedeutungen steckt. Er bietet der Weltgeschichte durch ein Temperament gesehen, das war die Formel von Friedrich Schlegel, tatsächlich einen ganz anderen Zugang. Deswegen kann man tatsächlich meinen, die Logik des objektiven Geistes, also der Vernunft eines Entwicklungsschritts der kulturellen Evolution, erfasst alle im Hinblick auf den Zwang, wenn sie herausragen wollen, mehr als sie selbst zu sein.
Quelle
Bazon Brock – Abschnitt in:
Café Deutschland
Buch · Erschienen: 01.01.2018 · Herausgeber: Franziska Leuthäußer
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Mathias Bergmann
10.06.2019
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