Dass nach heute viel zitierter Auffassung der Weg das Ziel sei, gilt nur für das, was die Griechen Praxis nannten; man schwimmt in öffentlichen Bädern nicht, um irgendwohin zu gelangen, sondern weil das Schwimmen an sich als sinnvolle Tätigkeit erfahrbar ist. Poiein hingegen, also das Schaffen der Schreibenden und Gestaltenden, ist auf das Ziel gerichtet, ein über das Arbeiten hinaus bleibendes Werk zu schaffen. Und dabei ist der Theoretiker der Leser, der Zuschauer, der Betrachter oder Hörer. Theoretiker hieß nämlich der Besucher eines griechischen Theaters, der von seinem Sitzplatz aus die Vorgänge auf der Szene als ein sinnvolles Ganzes erschließt und in seiner Lebenssphäre zu aktivieren vermag.
Quelle
Große Kunst – Abschnitt in:
art value
Magazin · Erschienen: 2016
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Mathias Bergmann
09.06.2019
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