Eine Essenz

Die städtisch-urbane Gemeinschaft bevorzugt nicht mehr soziale Bindung durch ethnische, rassische, sprachliche oder kulturelle Gemeinsamkeiten. Stattdessen bietet sie ja die gemeinsame Orientierung auf prinzipiell unlösbare Probleme. Was man sich also gegenseitig beibringt und worin man sich unterstützen sollte, ist das Managen dieser Probleme. Der Manager-Begriff ist entstanden, seitdem man weiß, dass Führer sozialer und ökonomischer Verbände keineswegs mehr wie Moses die Lösung bieten, sondern nur noch aufzeigen können, wie mit dem allgemeinen Unvermögen umzugehen ist. Die eigentlichen Probleme sind ohnehin unlösbar, die ideale Befriedigung der Bedürfnisse prinzipiell unerreichbar und die Sterblichkeit schlicht nicht aufzuheben. Bedürfnisse, die befriedigt werden, sind eben keine Bedürfnisse mehr, wenn das Wesen des Bedürfnisses ist, dass es nicht befriedigt werden kann. Man muss sich also klar machen, dass das Bedürfnis nach Schönheit, nach Wahrheit und nach Gutheit eine Denknotwendigkeit im Hinblick auf die reale Erfahrung von Kaputtheit, Falschheit und von Hässlichkeit ist.
Quelle

Vom Discours zum Parcours – Abschnitt in:

Unlösbare Probleme. Warum Gesellschaften kollabieren

Unlösbare Probleme

Buch · Erschienen: 01.01.2013 · Herausgeber: Bammé, Arno

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