Magazin Campus

Studium in Schleswig-Holstein und Hamburg

Campus, Winter 2019, Bild: me2be.
Campus, Winter 2019, Bild: me2be.

Erschienen
01.12.2019

Erscheinungsort
Hamburg, Deutschland

Issue
Winter 2019

Seite 56-61 im Original

Kunst als Protestform, Protest als Form der Kunst?

Proteste für eine bessere Zukunft der Menschheit – und nicht des Menschen?

„Wo steht der Mensch in der Welt, wenn er in ihr gar nicht mehr vorkommt? Die einzige Form, die es gegenwärtig gibt, ist der Protest gegen die Rücknahme von Freiheiten – zum Beispiel in Hongkong und die Freitagsdemonstrationen der Schüler für ihre Zukunft. Da ist auf allen Ebenen die Möglichkeit, sich zu vergemeinschaften ohne Ideologie, ohne Nationalismus, ohne Rassismus. Das scheint etwas Hoffnungsvoller zu sein. Aber auch diese Massenbewegungen schließen ja die Forderung der Individuen nach Respekt und Lebensgerechtigkeit nicht ein. Das heißt: Nur Kollektive können sich auf diese Weise wehren. Die Zukunft gehört der Menschheit, aber nicht mehr den einzelnen Menschen.“

Fridays for Future: Durch kollektive Autorität zum Erfolg?

„Diese wunderbaren Jugendlichen kaufen mit ihrem Aufklärungspathos einen Coffee-to-go und schließen sich dann der nächsten Demonstration an. Das ist nicht nur ambivalent, sondern ein Zeichen, dass die Kapitalmacht nicht lockerlässt. Und da schließt sich der Kreis zu den 68ern. Damals bestellte die konventionelle Ordnungsmacht die Demonstrationen, um zu zeigen, wie liberal sie ist. Während die Bürgerlichen wirklich auf substantiellen Veränderungen bestanden und die rote Karte gezeigt bekamen, erhielten die Schreihälse der Besserwisserei eine Auszeichnung nach der nächsten – das stützte ja das System, das sagen konnte: Seht, wie liberal wir sind. Damit war der Hebel für eine wirkliche Veränderung weg. Jetzt läuft es nach demselben Schema.“

siehe auch: