Fluxus: Fluß der Zeit
Bereits in den 60er Jahren versammelte sich unter dem Namen "Fluxus" um George Maciunas eine internationale Künstlerbewegung - in Deutschland z. B. vertreten durch Joseph Beuys -, die als Nachfolger der Dadaisten angesehen wurde. Die Fluxuskünstler gaben einem Wiesbadener Kulturmanager, der Sammelleidenschaft mit wirtschaftlichem Geschick verband, die Lizenz, die von ihnen produzierten Dinge außerhalb des Kunst-Kontextes anzubieten. Dazu gehörten so witzige Dinge wie die Fluxus-Übersetzung eines surrealistischen Bildes von Dalí. Dieser hatte in die Vorstellungswelt der Zeitgenossen des 20. Jahrhunderts das Bild der fließenden Zeit eingeführt, indem er weiche Uhren malte, ein Bild des Verrinnens, des Vergehens, des Verschmelzens der Zeit. Aus dieser Darstellung holte ein Fluxusstratege die Dalísche Uhr heraus, formte sie in Wachs nach und machte daraus eine Kerze. Wenn man diese am Docht anzündet, erlebt man phantastischerweise, wie das Bild von Dalí anfängt zu laufen, real verformt sich dann die Zeit in Gestalt des Weichwerdens dieser Uhr und des allmählichen Sich-Auffressens der Lebenszeit. Das ist ja das alte Bild für unser Leben: indem wir es leben, wird es selbst dem Ende zugeführt wie eine niederbrennende Kerze.