Festschrift Hubert Burda. Kunst und Medien.

Festschrift zum 9. Februar 2000

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Die Autoren des Buches sind Freunde, Kollegen sowie Konkurrenten, Unternehmer und Wissenschaftler, Dichter und Denker. Darunter sind Helmut Markwort, Rudolf Augstein, Reinhold Messner, Willy Bogner, Steven Spielberg, Leo Kirch, Lord Weidenfeld, Rachel Salamander, Christoph Ingenhoven, Bazon Brock, Klaus Mangold , Peter Hamm, Peter Handke, Peter Glotz und andere..

Das Buch die Darstellung eines Stückes Zeitgeschichte. Reich bebildert mit vielen Fotos aus Hubert Burdas Leben.

Erschienen
1999

Herausgeber
Betzler, Judith

Bilanz

Mit drei leiblichen Kindern erreicht Hubert eine genetische Reproduktionsrate weit über dem Durchschnitt von Kulturaktivisten. Seine herausragende extragenetische Wirksamkeit durch horizontale und vertikale Übertragungsleistungen gründet in der Fähigkeit, gleichzeitig die Vorgehensweisen der Künstler wie der Unternehmer und Politiker zu nutzen.
Künstler ist, wer auf andere hin wirksam wird, ohne positive oder negative Sanktionsgewalt, ohne Legitimierung durch Markterfolg, Diplome, Auszeichnungen oder Plazierung in Hit-Listen der Anerkennung.
Unternehmer legitimieren ihren Geltungsanspruch durch die Fähigkeit und Bereitschaft zu scheitern, mit allen Konsequenzen, die man natürlicherweise scheut. Aber diese Fähigkeit, Risiken ins Kalkül zu nehmen, oder häufig auch Vabanque zu spielen, ist die Voraussetzung für jeden denkbaren Erfolg am Markt.
Politiker basieren ihren Machtanspruch auf Prinzipien der Wahl, der Delegation, der Repräsentation, also im Namen derer zu agieren, deren Zustimmung sie gewiß sind oder deren Zustimmung sie erzwingen zu können glauben.
Nicht erst im Rückblick auf die Jahre unseres Beginnens läßt sich verstehen, was Hubert unseren 60er-Jahre-Genossen entgegenhielt: "Man steigert die Effektivität nicht, indem sich Künstler als Unternehmer, Unternehmer als Politiker und Politiker als Künstler aufführen. Hohe Generativität erreicht, wer Aktivitäten in den verschiedensten Feldern zu verknüpfen vermag, also das dichteste Geflecht an kommunikativen Beziehungen zustande bringt."

Der alte Name für Generativität heißt "Vergöttlichung", ein anderer "Geschichtlichwerden". Das bedeutet: Anwesendsein in der Abwesenheit.
Theologisch definiert das die Gegenwart des abwesenden Gottes, nicht nur des verdunkelten oder entschwundenen; selbst Atheisten bleiben in der Negierung der Götter auf sie bezogen.
Politisch definiert das die Vergegenwärtigung des Herrschers an jedem Ort seiner Machtsphäre (in Bildnissen, in Architektur und Kult, in der sozialen Ordnung), obwohl er physisch nicht real präsent ist.
Künstlerisch definiert das die Aufnahme der Werke und Tage in die Archive, Bibliotheken und Museen.
Unternehmerisch ergibt sich daraus das Handlungsziel, Umsatz und Gewinn zu steigern, um die Fortsetzung des eigenen Handelns über alle absehbare Zeit, also über die Zeit der eigenen physischen Realpräsenz hinaus, zu sichern.

Generativität ist so auch beschreibbar als Schöpfung der Zeitform Zukunft, d.h. der Erwartung, die man an das Wirksamwerden von Individuen wie Kollektiven stellt – und zwar in den verschiedensten Beziehungssystemen, in die sie sich einbinden konnten.