Eine Essenz

Jeder, der forscht, weiß, dass er grade dann erfolgreich ist, wenn dass Problem, das er erforscht, immer im höheren Maße Unerforschbares, also Rätselhaftes, also zu Erforschendes mit sich bringt, so dass der Forschungsvorgangs prinzipiell nie an ein Ende kommen kann. Forschen bedeutet gerade, die Bedeutsamkeit des zu erforschenden Phänomens als eines unlösbaren Problems darzustellen, denn wenn es das nicht wäre, müsste man es nur lösen. Worüber redet man dann? Wieso verschwendet man Millionen in Investitionen, in Programme, die auf Lösungen hinaus laufen? Probleme sind deswegen bedeutend, weil sie nicht lösbar sind. Das steht Ihnen doch klar vor Augen! Was sollten wir mit Problemen anfangen, die lösbar sind? Dann löst sie doch, bitte! Das ist in der Forschung schon rechtzeitig erkannt worden. Dies ist eigentlich der Antrieb für die Begründung der wissenschaftstheoretischen Arbeiten. Der Erfolg der Arbeit bedeutet, dass das Maß dessen, was man erkannt hat nur gemessen werden kann am Ausmaß dessen, was durch die Erkenntnis aus dieser Arbeit sich als unerkannt, als neues Problem stellt. Probleme können auf Erden nur gelöst werden durch das Schaffen neuer Probleme. Das ist ganz klar. Es gibt eine pragmatische Sanktion, die besagt, wenn die Nachfolgeprobleme kleiner sind als das auslaufende Problem, kann man in pragmatischer Absicht die Nachfolge als Problemlösung akzeptieren. Theoretisch sind sie es nicht, logischer Weise auch nicht, aber sie werden akzeptierbar.
Quelle

Anthropologie des apokalyptischen Denkens – Abschnitt in:

Ein optimistischer Blick auf den Pessimismus

Buch · Erschienen: 01.01.2012 · Autor: Brock, Bazon | Liessmann, Paul · Herausgeber: Universitäts.Club | Wissenschaftsverein Kärnten

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