Als die gute alte Zeit humanistischer Rundumbildung unter dem Zepter Kaiser Wilhelms II. sich offensiv zu den höchsten Zielen der Humanität bekannte – dieses Bekenntnis wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs freiwillig und begeistert von hunderten deutscher Kulturgenies abgegeben –, verkündete der Germanist Friedrich Gundolf:
„Wer stark ist, zu schaffen, der darf auch zerstören.“
Gundolf lehrte an der hochangesehenen Universität Heidelberg und war der intellektuelle Propagandist des Dichterkreises um Stefan George.
„Wer stark ist, zu schaffen, der darf auch zerstören“ – das war nicht etwa nur programmatische Überzeugung deutscher Konservativer mit den ihnen zugeschriebenen antisemitischen Affekten, denn Gundolf selbst war Jude! Den Zusammenhang von kulturschöpferischer Kraft und Zerstörungswillen behaupteten Künstler und Wissenschaftler seit Nietzsches und Wagners Zeiten in vielen europäischen Ländern. Die Einheit von Schöpfung und Zerstörung feierten die sozialrevolutionär gesonnenen Künstler-Anarchisten in Rußland, wie die Futuristen in Italien und die Kubisten in Frankreich, aber auch die Parteigänger des österreichischen Radikalmodernisten Adolf Loos.
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