Die bis dato »kleinbürgerlich« genannte Beurteilung von Artefakten ging davon aus, jene Werke am höchsten zu schätzen, bei denen zwischen Inhalt und Form die größte Übereinstimmung herrscht - so als könne es eine vollständige Identität von psychischen Aktivitäten und sprachlicher Gestaltung geben. Wenn das tatsächlich gelten sollte, könnte man nur Tautologien produzieren nach dem Muster »eine Rose ist eine Rose ist eine Rose«. Die ästhetische Aufladung von sprachlicher Gestaltung, also auch von Bildern, Skulpturen, Musikstücken, Architekturen, entsteht aber gerade aus dem Spannungsverhältnis zwischen Gedanken, Vorstellungen, Gefühlen und Willensäußerungen einerseits und der Unmöglichkeit, sie in eineindeutigen Gestaltungen zu repräsentieren, andererseits. Wer die Identität von Gedanke und gestalterischer Tat, von Vorstellung und sprachlichem Ausdruck erzwingen will, wird zum Dogmatiker und eben zum Produzenten von leeren Formeln, von Gestaltungsfloskeln, von Klischees. Wenn also 150%ige Kitschobjekte die Unangemessenheit, die Nichtidentität von Inhalt und Form, von Gedanke und sprachlichem Ausdruck, von Bewußtsein und Kommunikation offensichtlich werden lassen, haben sie ein hohes ästhetisches Aktivierungspotential.
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