Ausstellung Lustmarsch durchs Theoriegelände – Ästhetik einer schweren Entdeutschung. Mit Liturgien und Performances
4. Station: Kestnergesellschaft, Hannover (14.05.-25.05.2006)
Vom Sorgenkind zum Wundergreis – Bazon Brock zieht Bilanz zum Siebzigsten und sammelt Grabbeigaben für seine Generation
Seit 1968 hat Brock zahllose Besucherschulen in Ausstellungen geboten. Zwei Gedanken sind maßgeblich: Wer eine Auswahl von Werken als kuratorische Leistung beurteilen soll, muß die Werke kennen, die vom Kurator nicht in die Ausstellung aufgenommen wurden. Eine Besucherschule repräsentiert in einer Ausstellung die nicht gezeigten Werke. Das ist keine bloße Paradoxie, sondern als Zeigen des Nichtgezeigten eine grundlegende Erkenntnisleistung für jedes Urteil über das Gezeigte. Mit den Besucherschulen folgt Bazon Brock auch dem nahe liegenden Gedanken, daß die Zuschauer, Betrachter, Zuhörer, Besucher (wie Patienten, Konsumenten, Wähler) im gewissen Grade professionalisiert werden müssen, damit sie als Partner der Künstler überhaupt infrage kommen (wie als Partner der Ärzte, der Produzenten und der Politiker). Besucherschulen professionalisieren also das Publikum. Seit 1965 leitete Brock in Kunsthochschulen Klassen für Zuschauer, Besucher, Zuhörer als Gegengewicht zu den künstlerischen Selbstverwirklichungsanleitungen in den Künstlerklassen.
Bezug auf Brocks Besucherschulen zu den Kasseler Documenta-Ausstellungen 1968, 1972, 1977, 1982, 1992 und Hannover-Aktionen 1963, 1965, 1967