Buch Kotflügel/Kotflügel

erster lyrikband

Bazon Brock "Kotflügel Kotflügel", Bild: (Titelblatt). + 2 Bilder
Bazon Brock "Kotflügel Kotflügel", Bild: (Titelblatt).

Brocks Karriere begann 1957 mit der Veröffentlichung eines Gedichtbandes: Kotflügel, Kotflügel. Damals nannte sich Brock noch Bazon Phönix Phlebas Brock.

Die frühen Gedichte drehten sich vor allem um das Thema Sprache. Brock wollte aufzeigen, daß Sprache nicht nur ein Werkzeug ist, mit dem man Informationen übermitteln kann, sondern daß Sprache unabhängig von Bedeutungszuweisung über eine eigene Ästhetik und Autonomie verfügt. Die Sprache ist sich sozusagen selbst genug. Der Sprechakt bedient sich der Worte, um sich zu formieren. Brock entwickelte in der Folge Theorien des automatischen Sprechens, wobei es darauf ankam, zu zeigen, daß die Form des Sprechens das Entscheidende ist, "denn wir verstehen ja Sprache nicht als Ergon, sondern als Energeia".

Erschienen
1956

Autor
bazon phönix phlebas (Bazon Brock),

Verlag
E.A. George

Erscheinungsort
Itzehoe, Deutschland

Umfang
54 Seiten

S. 32-33

[S.32]

Choreographie

wenn du dem hymnischen Still
der Nachrichtensprecher dich hingibst
             verhalten gepflastertes Weiß
             sich selbst für tot haltend

sie schleifen durch den blinden Fluß
am Abend auf der Suche
nach einem neuen Gedächtnis neben dem meinen

              setze mich in Galopp
              die andere Seite sieht auch zu
              bei einem letzten Gedanken

Farben die Formen
was könnte man meinen mit Abschied
der starren Fragen
abdrehen erleichtert

einer Mauer gewidmet

             Nebel vor sich hin
             der den Schlaf gelenkig macht
das Nichts und was sich sonst schont

             ferner: Reminiszenzen

             ferner: kauend


        Gedichte auf Taille
        in der gerechten Gegenwart des Staubes
                                                erhält den Schrecken aufrecht
               den die Natur eingebüßt hat

[S.33]

eine Art Urheber des Daseins

Eumeniden stricken das Meer
Wolle der Wogen

welker Mond identische Reproduktion

Raumeigenschaften Raummomente zur Zeit
Fächelnd den Cosinussatz

vom Träumen mit Wassern

Lichtblick im Handumdrehen verdunstet

Geheimplan von Arbeiten am Körper einer Frau

als Gefangener meiner eigenen Meere

Zusammenkommen mit wesentlich Unbekanntem
allmählich einfacher und unsichtbarer werden
zugleich abseits des anwendbaren Gleichgewichts

          der Schläfer über dem Meer
          das seine Herde hält

Spitzen absaugen sich menschlich gebärden
faselnd anrühren in dekorativer Verwirrung

erwische einen Haufen Luft
mit Hingabe Dinge die nicht existieren
Choral und Gas bis zu dem
was ich nicht getan habe
das Vorderteil rechtskräftig geöffnet

pflege Hindernisse mit schimmernder Zähigkeit