die Gebetsmühlen, die Paternoster steigen und fallen im Jaundnein. im So
wohl-als-auch. und das Leiden der Menschen an allen Formen ohne Bestim
mung, das ihnen Politik, Theologie und Kunst auf gleiche grausame Art bis
her aufzwangen, wird aufgehoben in der Freiheit, jene Formen selber zu
praktizieren. ob damit, wie heutige Poeten glauben, der Ausdruck für ein
Mausoleum, das nichts enthält, gefunden werden kann, bleibt gleichgültig.
nach Maßstab des bürgerlichen Denkens, dessen letzter Vertreter Hitler war
und dessen Aufklärergebaren zu einer unglaublichen Verdunkelung geführt
hat, ist nicht lebenswert ein Leben, das keinen Sinn hat, das keine Aufgaben
stellt, ohne Bewährung ist. selbst ein so harmloser, wenn auch anarchistischer
Begriff wie Luxus — etwa in dem Bedeuten: der Herr gibt es den Seinen
nur im Schlaf, ist ihm fremd. Luxus ist niemals unschuldig. in diesem Betracht
sind allerdings auch heutige Poeten noch subversiv. aber ihr Protest ist etwa
der gleiche wie der von Ungeheuern der Technik, die nur nachts auf Spezial
fahrzeugen unter polizeilichem Schutz durch Europa geschleift werden.
Luther ging nach Rom. dort sah er, wie die großen Herren leben. das hat
ihm einfach die Sprache verschlagen. ähnlich geht es den schlechten Dichtern,
mit einer sommerlichen Buche am Waldesrand oder einer Nacht in Venedig,
in der sich Mondschein ereignet. deshalb ist ihnen jede nach dem Glück der
Worte gierige Vorstellung fremd; denn dieses verbale Glück, aus dem die
reife Furcht einer Bedeutung fallen könnte, gewinnt man nur in dem Ver
such, Funktion und Struktur der Sprache zugleich umgreifen zu wollen —
den Sprachcharakter aller Erfahrung aufzureißen. die Arbeit des Dichters
ist der Fluch der Entzweiung — zwischen Funktion und Struktur der Sprache,
aber sie ist auch deren Uberwindung. denn der Begriff der Arbeit ist der
Begriff der Kunst; nicht die nekromantischen Seancen.
vom Weib geboren und unter das Gesetz getan.