'Des Künstlers neue Kleider
Am 18.2.1967 hatte ich in der Galerie DEFET in Nürnberg ein Action-teaching zu absolvieren. Dem Publikum war den Tatsachen entsprechend mitgeteilt worden, daß ich erst wenige Minuten vor dem festgesetzten Beginn eintreffen könne. Als Reisender vermummt, draußen herrschte ein kräftiger Februar, trat ich unter die Wartenden. Das Action-teaching bildete eben jene Verwandlung eines von fernher Kommenden in einen den Augenblickserwartungen gemäß Anwesenden. Ich entledigte mich Stück um Stück der Reisekleidung und gestaltete mich, wiederum Stück für Stück, zum Vortragsredner. Der Dauer der Verwandlung entsprach der Text, den ich während der Verwandlung vortrug. Es entstand eine wechselseitige Übertragung von Handlung und Text als Thema des Abends. Das wurde evident durch die Beendigung des Auftritts in dem Augenblick, in dem ich mich in der Vortragskleidung meinen Zuhörern präsentieren konnte. Das Publikum veranlaßte mich zum Bleiben, indem es mir fortwährend verschiedenste Accessoires zureichte, die ich in mein Erscheinungsbild eines Vortragenden zu integrieren hatte, wodurch ich eben gezwungen wurde, den Text fortzusetzen. Der Text selber beschäftigte sich mit dem Prinzip der nichtidentischen Übertragung, das mir für einige wesentliche damalige künstlerische Verfahrensweisen bestimmend zu sein schien, in diesem Falle mit einer einzigen Übertragungstechnik, die in einer ganz äußerlichen Parallelsetzung zweier Ereignisreihen besteht.