Für die Bundesrepublik ist ja wohl Konfrontation mit dem Kommunismus immer gleichbedeutend gewesen mit Konfrontation mit der Revolution. Anders als im Sinn des Sozialismus/Kommunismus sich Revolution vorzustellen, ist Enzensberger auch weiterhin nicht gegeben. Er tut nur so, um die Bürger besser erpressen zu können: Denn die Erpressung mit dem Hinweis auf die Revolution des Sozialismus ist nicht mehr so ergiebig.
Also versucht er es mit der Revolution der Revolution. Enzensberger meint, das, was er "politisches System" nennt, produziere (wie allenthalben sichtbar) Lügenpolitik, Erpressung, Korruption, Verwaltungsborniertheit, Lethargie, ete. Hier werden (unhistorisch) individuelle Verhaltensweisen mit der gesellschaftlichen Rationalität gleichgesetzt. Aber das "politische System" ist nicht das Grundgesetz, nicht einmal dessen reale Geltung. In diesem Sinne ist nur die Konfrontation der gesellschaftlichen Wirklichkeit mit dem Grundgesetz revolutionär zu nennen. (Damit ist auch das Dritte gegeben.) So wird Enzensberger aus den fünfziger Jahren zu dem, was dickere und ältere Herren aus den dreißiger Jahren waren:
Reaktionäre, die die Revolution revolutionieren wollen.
Resultat: Heroisches Nichtstun als Trotzkismus. Wer bloß alles will, kann nichts wollen.
* Antwort ENZENBERGER’s auf die Frage in TIMES LITERARY SUPPLEMENT "Ist eine Revolution unvermeidlich?”, die DER SPIEGEL 1968 an 42 Autoren stellte