Tafelrunde Symposion: Ästhetik in der Alltagswelt

Internationales Design Zentrum (IDZ), Berlin, 24.09.-29.09.1973

Termin
24.09.1973

Veranstaltungsort
Berlin, Deutschland

Veranstalter
Internationales Designzentrum IDZ

Zusammenfassung für den Jahresbericht des IDZ Berlin 1973

Ästhetik in der Alltagswelt
Symposion
24.9. bis 28.9.1973

Im Berichtsjahr 1973 wurde das IDZ zum erstenmal in die Programmgestaltung der Berliner Festwochen einbezogen. Ausgehend von dem vorhandenen Angebot der Theater, Musikbühnen und Ausstellungshäuser entschied es sich für den Versuch, auch der wissenschaftlichen Diskussion einen Platz im Festwochenprogramm einzuräumen. Als Referenten zum Thema „Ästhetik in der Alltagswelt“ waren international bekannte Wissenschaftler aus den Gebieten der Kunstgeschichte, Soziologie und Wahrnehmungspsychologie geladen worden, denen jüngere deutsche Wissenschaftler als Ko-Referenten zugeordnet waren. Die Leitung des Symposions hatte Prof. Bazon Brock, Hamburg.

Das Symposion gliederte sich in öffentliche Abendveranstaltungen (Einzelvorträge der Referenten) und geschlossene Arbeitssitzungen mit Voranmeldung an den Vor- und Nachmittagen.

Als Hauptreferenten nahmen an dem Symposion teil:
Prof. Giulio Carlo Argan, Rom
Prof. Rudolf Arnheim, Cambridge, USA
Prof. Norbert Elias, Leicester, England
Prof. Gyorgy Kepes, Cambridge, USA
Prof. George Kubler, Yale, USA

Die Ko-Referenten waren:
Prof. Tilmann Buddensieg, Berlin
Matthias Eberle, Berlin
Prof. Walter Hess, Berlin
Dr. Wolfgang Kemp, Bonn
Prof. Heinrich Klotz, Marburg
Rudolf Knubel, Essen
Prof. Erwin Palm, Heidelberg
Prof. Martin Warnke, Marburg

Das Symposion war der Versuch, kunstwissenschaftliche Methoden für die Wahrnehmung der Alltagswelt nutzbar zu machen. Unter Alltagswelt wurde dabei jener Minimal-Bestand an Wissen verstanden, den sich die Mitglieder einer Gesellschaft gegenseitig unterstellen müssen, um überhaupt interagieren zu können. Dieser gemeinsame Bestand und seine materiale Umsetzung ist allerdings kaum noch Gegenstand unserer bewußten Wahrnehmung, obgleich er mit dem sozialen Wandel im Unterschied zur Kunst unmittelbar verschränkt ist. Von hier aus erhält das erstrebte Training der Wahrnehmungsfähigkeit seine gesellschaftliche Rechtfertigung.

Die Resultate des Symposions werden im Herbst 1974 als Buch in der Reihe Hanser erscheinen, es gilt das IDZ Paperback 7.

Besucherzahl: die Abendvorträge (in der Akademie der Künste) wurden von insgesamt ca. 2000 Personen besucht, für die Arbeitssitzungen hatten sich ca. 250 Interessenten eingeschrieben.

Besucherresonanz: Vor allem die Arbeitssitzungen wurden weit über alle Erwartungen hinaus besucht und genutzt. Es wurde sachbezogen gearbeitet, die üblichen Formen willkürlicher Störung und Blockierung blieben aus. Alle Teilnehmer stimmten darin überein, daß auf theoretische Arbeit im Bereich der ästhetischen Praxis nicht verzichtet werden kann.

Presseresonanz: überaus lebhaft. Nur sehr wenige Rezensenten gingen an die Veranstaltung mit der naiven Forderung nach „handfesten Resultaten“ heran. Die Mehrzahl setzte sich mit dem angeschnittenen Themenkreis fundiert und z.T. außerordentlich gründlich auseinander. Das hohe wissenschaftliche Niveau der Veranstaltung wurde mehrfach hervorgehoben. Der Querschnitt durch die geisteswissenschaftliche Forschung und das Zusammentreffen der sie repräsentierenden Gelehrten wurde als „denkwürdiges Ereignis“ bezeichnet (Süddeutsche Zeitung).