Tafelrunde Orthodoxie gegen Fundamentalismus

mit Bazon Brock, Johannes Hoff, Hannes Langbein und Manfred Schlapp

Code Civil, 1804, Bild: Quelle: Imprimerie nationale - Scanned image on Gallica. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons.. + 1 Bild
Code Civil, 1804, Bild: Quelle: Imprimerie nationale - Scanned image on Gallica. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons..

Ort:

Denkerei
Oranienplatz 2
10999 Berlin
www.denkerei-berlin.de

Selbst vom Zentralrat der Muslime in Deutschland wird mitgeteilt, dass das Vorgehen der IS-Aktivisten "unislamisch" sei. Wie kann so eine Aussage begründet werden, wenn sich diese Aktivisten mit Verweis auf den Koran gerade als die wahren Rechtgläubigen bezeichnen? Was gilt als Orthodoxie des Islam? Was gilt als Letztbegründung der christlichen Glaubensbezeugungen? Schließlich wurde Deutschland und im Dreißigjährigen Krieg zwischen Protestanten und Katholiken ob dieser Frage so verwüstet wie wir das heute in Syrien und im Irak, im Sudan oder Mali beobachten. Europa und Amerika ersetzten die sakralen Letztbegründungen für die Regeln des Zusammenlebens durch säkulare wie die amerikanische Verfassung, den französischen Code Civil oder das deutsche Grundgesetz. Auch wörtlich übersetzt, heißt ja Orthodoxie „unbestreitbare Letztbegründung“. Heute sind aber die irritierendsten Zumutungen für die Vernunft nicht die Glaubenskriege, sondern die Tatsache, dass auch säkulare Prinzipien durch radikales Wortwörtlichnehmen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führen. Was für die Religionen Orthodoxie heißt, ist der Fundamentalismus für die weltlichen Ansprüche auf Letztbegründung.

Aufs Ganze gesehen, verursacht der säkulare Fundamentalismus größeren Schaden als die sakralrechtliche Orthodoxie. Denn es bleibt uns keine Hoffnung mehr auf Frieden, wenn wir grundgesetzlich garantierte Rechte durch Wortwörtlichnehmen zerstören. Wenn politisch Verfolgte Asyl genießen, aber alle Gründe für Migration als Resultat politischer Verfolgung definiert werden, ist der Unterschied zwischen politisch Verfolgten und anderen Asylsuchenden aufgehoben und damit der entsprechende Artikel im Grundgesetz sinnlos geworden.

Analog zu diesem Vorgang werden in den Demokratien des Westens gegenwärtig sämtliche Grundgesetze ausgehebelt. Folgerichtig wächst die Neigung, sich den religiösen Orthodoxien anzuschließen, um dem noch gefährlicheren Fundamentalismus entgegenzutreten.

Wir setzen damit unsere Tagung auf Schloss Neuhardenberg zu Letztbegründungen fort - dokumentiert in der Zeitschrift TUMULT Nr. 37/2011 "Kein Halten mehr!" (http://bazonbrock.de/werke/detail/?id=2377)

Teilnehmer:

Prof. Dr. Johannes Hoff, Theologe, Heythrop University, London
http://www.heythrop.ac.uk/about-us/college-staff/academic-staff/prof-johannes-hoff.html

Hannes Langbein, Theologe, Freier Mitarbeiter des Kulturbüros des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Berlin
http://www.ekd.de/kultur/kulturbuero/kulturbeauftragte/mitarbeiter.html

Prof. Dr. Manfred Schlapp, Philosoph und Altphilologe, Vaduz (Liechtenstein)
http://www.schlapp.li/

Termin
16.09.2014, 18:30 Uhr

Veranstaltungsort
Berlin, Deutschland

Veranstalter
Denkerei