Vortrag / Rede Symposium: Beuys Brock Vostell
Frühe Positionen der Performativität (27./28.06.2014 im ZKM Kubus)
Ort:
ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
Kubus
Lorenzstraße 19
76135 Karlsruhe
www.zkm.de
Programmheft zum Download: http://container.zkm.de/zkm/pdfs/BBV_Symposium_20140614.pdf
Die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist durch den Aufstieg der neuen Medien und der Handlung als künstlerisches Ausdrucksmittel gekennzeichnet. Medien spielen nicht nur bei den performativen Arbeiten der Künstler Beuys, Brock und Vostell eine wichtige Rolle, sie dienen auch deren Dokumentation und Archivierung. Ausgehend von der These, dass Performativität sich bei diesen Künstlern auf unterschiedliche Weise und unabhängig von der materiellen Gestalt der Werke äußert, widmet sich ein Teil der Vorträge dem Verhältnis der Künstler zu eben diesen Medien. An Beispielen wie Künstlerbüchern, Zeichnungen, Skizzen, Partituren oder Film- und Tondokumenten wird deutlich, dass diese sowohl zur Vor- und Nachbereitung von Performances dienten als auch selbst performativen Charakter besitzen.
Ein Anliegen des Symposiums ist es außerdem, die Zusammenarbeit der drei Künstler wissenschaftlich zu beleuchten, sowohl die Unterschiede in ihrem performativen Werk als auch die gemeinsamen Themen und Motive zu erläutern und dadurch die Bedeutung ihrer Zusammenarbeit für die performative Wende in den Künsten hervorzuheben. Die Beiträge zu den jeweiligen historischen Bezugspunkten und künstlerischen Ausdrucksformen von Joseph Beuys, Bazon Brock und Wolf Vostell legen offen, dass sich Performance je nach künstlerischer Position unterschiedlich definiert und manifestiert.
Die Auseinandersetzung mit den Themen Krieg und Holocaust ist eine der wichtigsten inhaltlichen Verbindungslinien zwischen den drei Künstlern. Sie haben gewissermaßen das bekannte Diktum von Adorno, es sei barbarisch, nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, aufgenommen und je auf eigene Weise eine neue Ästhetik entwickelt, die den klassischen Werkbegriff erweiterte. Die Grenzen zwischen Theorie und Praxis, Agitieren und Agieren, Vortrag und Aufführung, Dichtung und Demonstration, Bild und Aktion, Plastik und Handlung wurden verwischt. Die ästhetische Erfahrung verlagerte sich weg vom Objekt und hin zur Performance des Künstlers und zur Partizipation des Publikums.
Peter Weibel
Programm
Freitag, 27. Juni 2014
9:30 Uhr, Peter Weibel, Karlsruhe: Begrüßung und thematische Einführung
10:00 Uhr, Eckhart Gillen, Berlin: Hypnose, Analyse und Rhetorik: Drei Zugänge zur blockierten Vergangenheit Joseph Beuys’, Bazon Brocks und Wolf Vostells im Vergleich
10:45 Uhr, Sarah Happersberger, Karlsruhe: Die Stimme des Publikums. Partizipation in den Aktionen von Joseph Beuys, Bazon Brock und Wolf Vostell
11:45 Uhr, Sven Lindholm, Köln/Bochum: Zur performativen Dimension Beuys’scher Aktionen
12:30 Uhr, Ulf Jensen, Berlin: Licht auf Gelatine. Zum Film bei Joseph Beuys
14:15 Uhr, Führung durch die Ausstellung mit dem Co-Kurator Eckhart Gillen
15:45 Uhr, Janneke Schoene, Münster: Kunst ist Leben – das Leben als Kunstwerk. Auffassungen einer »ästhetischen Existenz« bei Brock, Beuys, Vostell
16:30 Uhr, Monika Schmitz-Emans, Bochum: »…eine, vorsichtig gesagt, Art von Buch…«. Peter Faeckes und Wolf Vostells Postversandroman als Buchobjekt und Spielanleitung
17:15 Uhr, Dorothee Richter, Zürich: Wolf Vostell. Blinde Flecken und Nebelbomben
19:00 Uhr, Podiumsdiskussion mit Gabor Altorjay, Inge Baecker, Fritz Emslander, Isabelle Malz und Peter Iden /
Moderation: Andreas Beitin, Eckhart Gillen
Samstag, 28. Juni 2014
9:30 Uhr, Andreas Beitin, Karlsruhe: Begrüßung
9:45 Uhr, Siegfried Zielinski, Berlin: Dé-coll/age: MedienDenken und MedienHandeln auf der Höhe der Zeit
10:30 Uhr, Christoph Zeller, Nashville: Augenblick und Dauer in Wolf Vostells Happenings
11:30 Uhr, Andrea Seyfarth, Jena: Performativität und philosophische Ästhetik. Ein Beitrag zur Relevanz der Brock’schen Ästhetik
12:15 Uhr, Bazon Brock, Wuppertal/Berlin: Die gescheite Hoffnung. Über die Einheit von Polemik, Pädagogik und Propaganda in der Polemosophie
14:00 Uhr, Petra Maria Meyer, Kiel: »Ohr-Mundverbund« und »Ohr-Hirnverbund« bei Brock, Beuys und Vostell
14:45 Uhr, Ursula Frohne/Christian Katti, Köln: »… ich bin kein Erklärer …« Charismatisches Sprechen als Parallelprozess und Überschreitungsgestus im Werk von Joseph Beuys
15:45 Uhr, Beat Wyss, Karlsruhe: Der lange Schatten von Diogenes
16:30 Uhr, Kirsten Claudia Voigt, Karlsruhe: »Die große Vernunft des Leibes«. Performativität bei Friedrich Nietzsche und Joseph Beuys
17:15 Uhr, Albert Markert, Berlin: »Wo ist Element 3?« Die Aktion Manresa von Joseph Beuys
18:00 Uhr, Abschlussdiskussion