Vortrag / Rede Ringvorlesung „Entfremdung – Das Unbehagen an der Moderne“
an der PH Freiburg
Ort:
PH Freiburg
Großer Hörsaal (Aulagebäude)
Kunzenweg 21
79117 Freiburg
Mit dem emphatischen Multikulturalismus erhielt ein jeder die Lizenz, seine kulturelle Identität als Waffe zur Selbstbehauptung gegenüber anderen einzusetzen. Es ist zur Pflicht geworden, den Weltbezug komplett aus eigenen Präferenzen und Urteilen zu begründen. Freud hatte diese Beschränkung aufs Eigene noch als "Unbehagen in der Kultur" gekennzeichnet. Inzwischen ist das "Unbehagen" zum "Säuischen Behagen" geworden. Damit verlieren wir jegliche Orientierung auf Universalität, aufs Menschheitspathos der Moderne und auf den Humanismus. Multikulturalismus ist die Etablierung des beschränkten Horizonts als Tugend, die sich in der Globalisierung selbstbeweihräuchert. Global heißt: Überall die gleiche Beschränktheit auf die eigenen Gewissheiten. Gibt es noch Hoffnung, sich zurückverwandeln zu lassen wie die Gefährten des Odysseus im Kral der Circe?