Magazin M

Die Zeitschrift für den Mann

M - Die Zeitschrift für den Mann, Bild: 10/1969.
M - Die Zeitschrift für den Mann, Bild: 10/1969.

Schlagzeilen:

Neger, Augstein, Schläger, Chefs

Die Frau wählt Schwarz

Erschienen
01.10.1969

Verlag
Burda

Erscheinungsort
Offenburg, Deutschland

Issue
10/1969

Seite 82 im Original

Mit einer Negerin, die sich gewaschen hat?

»Ich gebe zu, daß die Unzucht mit Tieren zurückgegangen ist, seit es keine Kavallerie mehr gibt«, sagte Bundestagsvizepräsident Jaeger in einer Strafrechtsdebatte.

Unzucht dürfte freilich das Verhältnis zu den Tieren ohnehin nicht mehr bestimmen: Unser Umgang mit Tieren hat sich vermenschlicht.

Im Gegensatz dazu scheint sich das Verhältnis der Menschen untereinander animalisiert zu haben; jedenfalls soweit es sich um den Tätigkeitsbereich Liebe handelt und der Körper schwarz ist: Der Tourismus macht's möglich.

Der weiße Mann steigt ins Flugzeug und ist in acht Stunden afrikanisch animalisiert. Noch am gleichen Abend dreht er die Wasserhähne im Badezimmer auf. Afrikanische Frauen, nein Negerinnen, werden gesäubert und desinfiziert, von tierischem Geruch befreit und für den Vollzug präpariert. Was auf diplomatischer Ebene zwischen westlichen und afrikanischen Staaten nicht mehr möglich ist, darf von männlichen Angehörigen der westlichen Welt durchaus noch geübt werden: Imperialismus ganz privat. Die schwarze Frau, die Negerin, ist das Ziel von Lustphantasien weißer Männer, die nicht mehr ihren weißen Frauen per Knüppel lustvolle Unterwerfung abverlangen können.

Wo seine eigenen kulturellen Normen dem weißen Mann Rücksicht und Einschränkung abverlangen, da vermag er im Anblick einer Negerin wieder die guten alten Zeiten auferstehen zu lassen, in denen jeder nach Kraft des Hauptes und des Gliedes selbst bestimmte, was er zu tun gedachte.

Die Erscheinung des schwarzen Körpers scheint beim Abbau der Selbstkontrolle zu helfen. Für einen weißen Mann sind alle Negerinnen gleich, nämlich gleich ununterscheidbar. Diese schwarzen Leiber bieten ihm keinen Anlaß, individuelle Merkmale zu berück sichtigen, die die Negerin als unverwechselbare Persönlichkeit ausweisen könnten.

Das »ebenmäßige« Schwarz ihrer Haut verdinglicht die Negerinnen. Es läßt sie zum bloßen Gegenstand werden, der keinen Einspruch gegen unsere Forderungen erheben kann.

Negerinnen sind attraktive Sachen, deren Attraktivität zu einem großen Teil darin besteht, daß man sie auch zerstören könnte, wenn man wollte. Negerinnen nimmt man her, man nimmt sie vor, man macht sie fertig, man steigt drauf. Die Negerin muß wollen, sie kann sich dem Anspruch auf Unterwerfung nicht entziehen. Und sie kann vor allem keine Kontrolle über die Praktiken des Vollzugs ausüben, sie kann nicht kritisieren, daß man etwa einem vorgezeichneten Weg des Machens nicht entspräche oder daß man unfähig sei, Leistungen zu erbringen, die dem Anspruch des Partners genügen.

Im dunklen Busch scheint Lust und Herrschaft immer noch dasselbe zu sein. Die herrscherliche Aneignung des schwarzen Fleisches, die Sklavenhaltermentalität verspricht den weißen Herren, die keine mehr sind, ein letztes Mal den Lustgewinn absoluter Herrschaft. Die zunehmend publizierten Photos von eindeutigen Beziehungen zwischen Schwarzen und Weißen vermitteln auch dem kleinen Mann, der sich eigene Erfahrungen in Afrika noch nicht leisten kann, solchen Lustgewinn.

Dem enispricht die Haltung des weißen Mannes, der einer »zivilisierten« Negerin Europas oder Amerikas in vielversprechenden Situationen gegenübersteht. Er läßt die Gelegenheit ungenutzt und flieht in der Angst, den sagenhaften Anforderungender Negerin an erotischer Leistung nicht gewachsen zu sein. Ihn jagt die Vorstellung, mit seinem zivilisationsgeschädigten Genital der Konkurrenz zu schwarzen Stemmern zu unterliegen. Deshalb läßt er es gar nicht erst auf eine Konfrontation ankommen.

Um sich zu rechtfertigen, erzählt der weiße Mann inzwischen Märchen: Ihm käme es gar nicht mehr auf handfeste Bumserei an, bestenfalls auf Genießen der ästhetischen Qualitäten schwarzer Leiber. Denn die schwarzen Frauen könnten weiße Männer gar nicht sexuell stimulieren. Lustbesetzung von Körperteilen, die für die erotische Stimulierung wesentlich ist, kann nur an nackten Körpern vorgenommen werden. Negerinnen aber wirkten auf den weißen Mann nicht nackt, da sie sich ihrer trikotähnlichen Einfärbung niemals entledigen können. Negerinnen könnten sich noch so radikal entkleiden, es käme immer nur eine angezogene Frau zum Vorschein.

Die Verkaufsauflagen von Sexmagazinen mit schwarzen Lustkörpern hält sich in Grenzen. Und die Ideologen der Abendlandüberlegenheit triumphieren: Anspruchsvolle, zivilisierte Negerinnen sind nicht einmal mehr für den Betrieb in Ausziehbuden besonders erwünscht. So zeigen wir es den Negern ein letztes Mal und dieses Mal gründlich. Die Führer der Negerrechtsbewegung können mit ihren Vorwürfen gegen die Sexualausbeutung der schwarzen Frau und der Konkurrenzangst der weißen Männer nicht landen. Unsere Schwänze bleiben schlapp, wenn die Negerin nicht mehr bereit ist, Sklavin zu sein. Eherechts- und selbstbewußte Frauen haben wir selbst. Und bei denen kann man wenigstens noch was sehen, wenn sie sich ausziehen.