Die Retter, die deutschen Retter!
Achtung Satire, die bekanntlich von Realsatire weit übertroffen wird.
Die euphorisch „Katastrophen“ genannten Großverbrechen des zwanzigsten Jahrhunderts wurden ausgelöst von großmäuligen Rettungsversprechen. Der Operettenkaiser und Tütüliebhaber Wilhelm II. wollte z.B. Europa vor der gelben Gefahr retten. „Pardon wird nicht gegeben! Wirkt so gründlich, daß kein Chinese je wieder wagen wird, gegen einen Weißen das Haupt zu erheben“, meinte der allergnädigste Herr der Deutschen seinen Truppen bereits 1900 mit auf den Weg nach China geben zu dürfen. Seine Hunnenrede bestätigte aufs beste, daß die Deutschen sich selber als Hunnen verstehen sollten, oder auch als Schießbudenfiguren!
Das größen- und allmachtswahnsinnig initiierte Desaster des Ersten Weltkriegs hatten die braven Deutschen als Untertanen auszustehen. Aber Wilhelm wußte ja, wo Gefahr ist, wächst der Rettende auch. Er hieß AHa. Dieser ebenfalls in Opern geschulte Visionär wollte Europa vor dem verjudeten Kulturbolschewismus retten. Er hatte seit Jünglingszeiten durch treue Besuche von Wagnerinszenierungen die unerschütterliche Überzeugung gewonnen, daß Wagner das einzige ernstzunehmende Rettungskonzept erarbeitet hatte: durch Untergang zur Auferstehung – das hatte Wagner in seinen Regenerationsschriften um 1850 auch den Juden als alle versöhnendes Verfahren empfohlen. Dem größten Wagnerkenner aller Zeiten, dem Gröwaz gelang tatsächlich die bei weitem erfolgreichste Realisierung der Wagnerideen, wenn auch durch Sabotage seiner rücksichtslosen Auslöschungsbefehle der rettende Untergang Deutschlands 1945 etwas banaler vonstatten ging als auf Wagnerbühnen!
Immerhin wurde Bayreuthab 1951 wieder zum Kulttempel deutscher Ideologie. An jährlichen Exerzitien solcher Weihehandlungen „auf grünem Hügel“ (deshalb steigt auch Claudia Roth ins Bayreuthkostüm) nahm nach ihrer Befreiung aus sozialistischer Weltrettungspolitik auch die heutige Nichtführerin Deutschlands teil, damit die Kontinuität deutscher Rettungsvisionen gewahrt werde. Eine schweißtreibende, aber allseits beliebte Übung, wie man sich vor großer Opernkulisse selbst zum Retter erwählen kann. Schon Wilhelm II. hatte das als Weg deutscher Heldengröße vorgegeben. AHa folgte ihm triumphal. Frau Merkel will uns vor der Pleite der Euro-Visionenretten, die für sie eben Europa darstellen, das Europa, das sie aus Eurovisionssendungen wie dem Songcontest kennt und das sie durch tägliche Freiflugpflichtreisen über die Köpfe der Wähler hinweg von Ihresgleichen aus Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Belgien, Irland und vor allem aus Frankreich bestätigt bekam!
Das sind ja wohl lauter Bestbesetzungen für das Musical „Fantome der Wagneroper“. So gibt denn unsere Musical-Mutti als heute politisch korrekte Version einer Wagnerschen Heroine im Brustton der machtbewährten Rechtsbruchrechtfertigungen bekannt, daß sie genauso alternativlos das Euroeuropa retten wird wie Kaiser Wilhelm II. Europa vor der gelben Gefahr rettete und wie der Unaussprechliche Europa vor dem verjudeten Kulturbolschewismusgerettet hat, von dem ja tatsächlich nichts mehr zu sehen ist; und die Chinesen sind inzwischen unsere einzige Hoffnung auf Stabilität! Wie recht taten also Wilhelm und AHa mit ihren Rettungstaten.
Also, schließt Merkel völlig logisch, Rettung ist zu machen als deutsche Mission; wir müßten uns bloß wieder trauen, die so erfolgreiche Tradition deutschen Politikverständnisses als Weltrettung fortzuführen. Am deutschen Rettungswesen wird die Welt genesen. Und Merkel ist die Verkörperung des Wesensmerkmals „deutsch“ als deutsche Mutti, die den Führenden opferstolz ihre Kinder darbringt, damit der Euro lebe und alle, die ihn ruiniert haben! Sie gewährten den Deutschen die Chance, sich erneut zu Rettern aufwerfen zu dürfen!
So generiert man ohne eigene Leistung das Kapital als Feuerkraft der Illusionen, der Euro-Visionen eben, ganz wie in den beim Wählervölkchen so überaus beliebten TV-Sendungen gleichen Namens! Das ist jawohl der großartigste Name einer deutschen Mission zur Rettung Europas und klingt besser als „Durch Untergang zur Auferstehung“ – meint aber genau dasselbe! Auf denn, mit dem seit 1900 bewährten Schlachtruf „The Germans to the front“ zur EFSF, der European Failure Stimulating Facility. Nur noch 3 Jahre bis 2014, der endgültigen Deutschlanddämmerung in einem weiterhin fröhliche Urstände feiernden Europa!
P.S.: Für die wenigen Wagnerverächter bieten wir statt des Programms „Durch Untergang zur Auferstehung“ die allseits konsensfähige Goethesche Variante: Niemand braucht zu fürchten, daß er für seine kriminellen Akte, erst recht nicht für die legale Kriminalität gerichtet werden wird – „Gerettet, nicht gerichtet!“ heißt die Botschaft für jedes Faustische Ende.