Vortrag / Rede AIT- Skript.

1. AIT-Diskurs Intelligente Architektur – Die Versachlichung des Materials

Termin
1996

Veranstaltungsort
Leinfelden-Echterdingen, Deutschland

Veranstalter
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Fazit:

Gegenwärtig und auf absehbare Zukunft scheint man vor den Fassaden unserer Städte, wie immer sie auch gestaltet sein mögen (in Strategien der Reintegration von Großstadt zum Haus oder in der Bildung attraktiver Ghettos), den sich selbst steuernden Lauf sozialer Evolution zu kommunizieren – offensichtlich mit hoher Akzeptanz von links bis rechts. Der Vandalismus wird kaum noch mit Sanktionen verfolgt, weil das praktisch nicht durchhaltbar sei und andererseits als Manifestation von wünschenswerter Selbstverwirklichung gewertet werden müsse. Der individualistische Vandalismus wird mit Hinweis auf den kollektivistischen, wie Sozialabbau, Arbeitslosigkeit und Bauherrenimperialismus, kleingerechnet. Wer 6.000 Kilometer durch die oberen Luftschichten fliege, verursache ohnehin mehr Schaden als die Sprayer, Inlineskater oder Einbrecher, sagt Herr von Weizsäcker aus Wuppertal. Daß Kleineinkommenbezieher in eben jenen Flugzeugen sitzen, sei nicht ihnen zuzurechnen, denn ihnen bliebe ja keine andere Wahl, als nun einmal gebotene Möglichkeiten zu nutzen. Wer durchaus zu Recht Haftung von Produzenten für ihre Produkte einfordert, erklärt zum Fassadenfenster hinaus, die Haftung des Konsumenten für den Umgang mit den Produkten sei etwas völlig anderes.
So baut man kommunikationsstrategisch lauter potemkinsche Fassaden der Selbstrechtfertigung; glanzvoll hält man anderen vor, sie seien die wahren Schuldigen, man selbst nur ein armes Opfer in Notwehr. Und Notwehr sei etwas ganz natürliches. Eben eben.

Da mögen sich die Architekten anstrengen wie sie wollen. Definieren sie öffentliche oder halböffentliche Räume mit hohem Anspruch auf integrative Wahrnehmung, so kriegen sie mit Sicherheit zu hören, das schränke die Freiheit ein, sich nach Belieben zu verhalten. Reduzieren sie die orientierenden Formideen, wirft man ihnen Phantasiearmut vor. Fügen sie das Heterogene unter ordnende Gedanken, machen sie sich schuldig, den Tod der regionalen Besonderheit herbeizuführen. Maskieren sie die Fassaden zu attraktiven Signalgebern, heißt es mit Sicherheit, sie wollten die Stadt dem Unterhaltungsmoloch zum Fraß vorlegen. Bauen für den öffentlichen Raum? Architektur der öffentlichen Kommunikation? Na, wenn Sie meinen …