Magazin Spektrum der Wissenschaft

Dossier 4/97.

Spektrum der Wissenschaft Dossier 4/1997, Bild: Titelblatt.
Spektrum der Wissenschaft Dossier 4/1997, Bild: Titelblatt.

Erschienen
1996

Erscheinungsort
Heidelberg, Deutschland

Issue
4/97.

Kopf oder Computer.

Kultur – Ästhetik – Künstliche Intelligenz

1. Kultur

Zauberlehrlinge

Die alltagspsychologische Fixierung auf künstliche Intelligenzen wird vom Bild des Zauberlehrlings beherrscht, der die Geister, die er rief, nicht wieder loswird. Offensichtlich ist es kein Kunststück, "mit Geisteskräften Wunder zu tun" (bei Goethe das Wunder, das noch zu unserer Jugendzeit Hotels auszeichnete: "fließendes Wasser in allen Räumen"); die Meisterschaft in der Verfügung über solche Geisteskräfte zeigt sich erst in der Fähigkeit, sie zu beschränken. Herrschaft über die Artefakte zu gewinnen, ist die Voraussetzung dafür, mithilfe solcher Artefakte zu herrschen.

Wer herrscht, ist in der Lage, seinen Willen durchzusetzen Nun machen aber alle Menschen die Erfahrung, gerade ihren eigenen Willen nicht beherrschen zu können, also Opfer der eigenen Triebregungen zu werden (des Lustverlangens, der Aggression). Deshalb wird als Ziel für die Erziehung von späteren Meistern die Selbstbeherrschung ausgewiesen. Sie kennzeichnet die Fähigkeit, planvoll vorzugehen, also jeden Beginn an eine Vollendung zu koppeln, jedes Hervorbringen an die Möglichkeit, das Hervorgebrachte auch wieder aus der Welt zu schaffen. Soweit das nicht gelingt, erweist sich das Erschaffen solcher Artefakte als kontraproduktiv. Leider hielt die Kritik an der Sinn- und Planlosigkeit ihres Tuns die Zauberlehrlinge nicht von immer weiteren riskanten Manövern ab. Auch die rigidesten Versuche sozialer Kontrolle (Meisterprüfung, Unterwerfung unter Standesethiken) verhinderten das nicht.

Im Gegenteil: mit der verstärkten Orientierung aufs Experimentieren, auf die mutwillige Erzeugung von Abweichungen als Innovation wurde es zur Tugend, ins Blaue hinein schöpferisch loszulegen. Man werde schon sehen, was dabei herauskommt.

Im naturwissenschaftlichen Experimentator etablierte man den Zauberlehrling als bürgerliches Pendant zum mythischen Prometheus.

Prometheus

Der griechischen Mythologie zur Folge nahm sich Prometheus heraus, Artefakte nach dem Bilde der Götter zu schaffen – eben die Menschen – und sie nach seinem eigenen Bilde mit der Befähigung zu begaben, durch Einsatz der Naturkräfte kulturell zu produzieren.

Die Strafe für sein riskantes Manöver, künstliche Intelligenzen in Gestalt der Menschen hervorgebracht zu haben, war bekanntermaßen fürchterlich, weil auf Dauer gestellt.

Seine Produkte, die künstlich geschaffenen menschlichen Götterimitatoren, wurden ebenso von Zeus abgestraft. Der göttliche Kunstschmied Hephaistos erfand ein Artefakt in Gestalt der Büchse der Pandora – in der realistischen Annahme, daß Menschen es nicht aushalten können, mit solchen Geschenken der Natur oder der göttlichen Geisteskräfte umzugehen, ohne sich diese Kräfte selbst aneignen zu wollen und daran zu scheitern.

Prompt ergießen sich aus der geöffneten Büchse neben allen Wohltaten auch alle Übel, die den Menschen im irdischen Dasein zusetzen.

Ja: in dem Maße, wie Menschen sich auf den Genuß des Lebens orientieren, ziehen sie zugleich Elend und Sorge auf sich. Um diese zwangsläufige Bindung von Lebenslust und Lebensleid zu entkoppeln, bietet der Bruder von Prometheus den Gebrauch der von ihm repräsentierten Verstandeskräfte an. Der prometheischen Bedenkenlosigkeit, ins Blaue hinein zu schaffen, setzt Epimetheus die Kraft entgegen, diesem Geschehen wenigstens nachdenken zu können, also zumindest im Nachhinein zu analysieren, was prometheisch schief gelaufen ist.

Aber bis auf den heutigen Tag steht das epimetheische Nachdenken nicht hoch im Kurs, denn was nutze es, im Nachhinein klüger zu sein, wenn doch das Kind schon in den Brunnen gefallen ist?
Andererseits hat die Umkehrung des Verhältnisses in die Reihenfolge "erst epimetheisch nachdenken, dann prometheisch loslegen" ebenfalls wenig für sich. Wo noch gar nichts geschah, wird das Nachdenken zur hysterischen Bedenklichkeit; Bedenkenträger zu sein, disqualifiziert.

Dr. Frankenstein

Wie Goethe für seinen Faust auf mittelalterliche Erzählungen zurückgriff, so bediente sich Mary Shelley der antiken Prometheus-Mythologie, um die maschinenbauenden Frühindustriellen zu desillusionieren. Ihr Roman über Dr. Frankenstein hat den Untertitel ‚A modern Prometheus‘.

Die Titanen der ersten Industrialisierung kleideten ihre technischen Kunstwesen in die Ikonographie antiker Heroen und Götter: Entsorgungswerke für kreatürliche Stoffwechselprodukte wurden auf die herkulische Tat bezogen, den Mist aus den Ställen des Augias abzutransportieren. Die Postamente von Dampfmaschinen wurden als dorische Tempel ausgezeichnet. Die Verführung der Tätertypen der ersten industriellen Revolution, sich als moderne Demiurgen zu verstehen, wollte Mary Shelley durch schauerromantische Ironisierung sabotieren.

Heutigen Heroen der KI-Forschung ließe sich analog entgegenhalten, daß Herr und Frau Jedermann mit einem Bruchteil der Kosten durch Zeugung und Aufzucht von Nachwuchs Computer in die Welt zu setzen vermögen, die prinzipiell allen erwartbaren Leistungen von KI-Artefakten – zumindest in ökonomischer Hinsicht – überlegen sein könnten.

Frau Mary Shelley enttarnte die Junggesellenmaschinenbauer; deren Streben nach göttlicher Autonomie entspringt der Angst und reziprok dem Omnipotenzwahn von Männern, die zu Recht fürchteten, von ihrer eigenen Natur überwältigt zu werden.

Pygmalion

Pygmalion war ein sprichwörtlicher Artifex, ein Künstler. Er wollte partout die von ihm geschaffenen Werke als eigenständige Lebewesen, also als Einheit von künstlicher Intelligenz und künstlichem Leben ausweisen und benutzen. Das Kriterium des Gelingens sah er darin, das tote Material (Elfenbein, Marmor, Ton) seiner Statuen beseelen zu können, die Statuen zu animieren.

Primär ging es ihm darum, ein Frauenideal zu verwirklichen, das er in Menschinnen ("Weiber!" nennt sie der kleine Pauly) jeweils nur partiell repräsentiert sah.

Die partiellen Repräsentanzen in toto zu inkorporieren, gelang ihm um den Preis, in seinem eigenen Geschöpf nur sich selbst begegnen zu können – er setzte noch nicht evolutionäre Algorithmen ins Spiel, sondern bildete nur im Artefakt seinen Zustand ab, indem er das Werk ein für alle mal schuf und auf Dauer stellte; er verkannte also das Wesen der Animation.

So geläufig uns auch, naiverweise, jene Auffassung von Animismus ist, die wir sogenannten primitiven Naturvölkern unterstellen oder aber glauben, christlicher Schöpfungsmythologie entnehmen zu können, kann Animation doch nur als Beseelung des Schöpfers durch sein Werk, als Enthusiasmierung des Betrachers vor dem Artefakt oder des Kinogängers vor der Disneyschen Animation von Cinderella erfolgreich praktiziert werden.

Die Renaissancekünstler wählten für das lateinische animieren den griechischen Begriff zoographein. Sie sahen sich also als Gestalter von Lebensäußerungen, als Designer, als Bildner natürlicher Lebensenergien.

Die "Lebendigkeit" der im Bilde repräsentierten Natur und ihrer Lebewesen hatte der Betrachter erst zu inkorporieren oder, soweit er sie schon inkorporierte, zu aktivieren.

Durch schaffendes Gestalten lernten die Künstler, ihre natürliche Intelligenz künstlich, d.h. kulturell zu erweitern. Gegenüber der natürlichen Intelligenz von Lebewesen, vor allem von Menschen, etablierten sich Künstler und Wissenschaftler per Definition als artifiziell geschaffene Intelligenzen, als kaum noch natürlich, sondern kulturell entfaltete Wesen.

Beachtlich ist, daß bereits sehr früh Insekten oder Säugetieren in gewissem Umfang artifizielles Vermögen, z.B. zur Staatenbildung, zuerkannt wurde. Pointiert ausgedrückt: seit dem 16. Jahrhundert wird die Entgegensetzung von Natur und Kultur genutzt, um eine Optimierungsstrategie der natürlichen Lebensbasis durch die Artefakte der kulturellen Intelligenz zu entwickeln. Seither wird kulturelle Produktion stets als Etablierung künstlicher Intelligenz verstanden. Im Lernen durch Versuch und Irrtum wurde die Kompatibilität von Natur und Kultur gesichert. Die kulturelle, also künstliche Intelligenz erwies sich als brauchbar, soweit sie die Natur optimierte. Pygmalions Animation einer Statue war also ein Versuch der Optimierung aller bloß natürlichen und leider nur partiellen Schönheiten von Frauen.

2. Ästhetik

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts – seit Baumgarten und Meier – erörtert man dezidierterweise den Selbst- und Fremdbezug von Menschen auf drei seit der Antike in Einheit gesehenen Ebenen: der ästhetischen, der ethischen und der epistemologischen.

Die ästhetische Ebene des Selbstbezugs manifestiert sich in der notwendigen Differenz zwischen zentralnervlicher Prozessierung und dem Organismus, den sie steuert und durch den sie zugleich kontrolliert wird. Pointiert: ein Gehirn ohne körperliches Trägersubstrat ist nicht funktionsfähig; ein Organismus höherer Entwicklungsstufe ohne Steuerung ebensowenig.

Die ästhetische Ebene im Fremdbezug des Individuums besteht in der unaufhebbaren Differenz zwischen Individuum und Umwelt, zu der auch andere Individuen seiner Art gehören. Diese Umwelt muß wahrgenommen, die Wahrnehmung zu Bewußtsein verarbeitet und das Bewußtsein zur spezifischen Aktivierung aller anderen intrapsychischen Prozesse genutzt werden. Damit die intrapsychischen Leistungen auf ihre Realitätstauglichkeit hin beurteilt werden können, müssen die Individuen sie in ihrer Umwelt repräsentieren. Solche Repräsentationen werden als "Sprachen" verstanden, wobei die Repräsentationen visuell oder auditiv wahrnehmbar sein müssen für andere, insbesondere für Individuen der gleichen Art. Denn die Verbindungen von intrapsychischen Prozessen (verkürzt Bewußtsein genannt) zu den Lebensäußerungen und Lebensformen anderer Individuen (verkürzt Kommunikation genannt) werden nur durch sprachliche Repräsentationen ermöglicht (verkürzt als Zeichengebung aller medialen Ausprägungen verstanden).

Die ästhetische Ebene des Selbst- und Fremdbezugs der Individuen wird also durch das Verhältnis von intrapsychischem Prozedieren und dessen Repräsentation in Zeichen bestimmt. Die Fähigkeit zur Zeichengebung ist mit dem Ausdruck von Lebendigkeit eines Organismus synonym. Sie ist naturevolutionär entstanden. Ihre Spezifik liegt in der spezifischen Unterschiedenheit von Individuen verschiedener Arten wie in der Spezifik individueller Entfaltung dieser naturevolutionär entstandenen Basis organismischen Lebens.

Baumgarten entdeckte – und die Biologen der Erkenntnis heutigen Tags bestätigten es –, daß die natürlichen Befähigungen zur Wahrnehmung und Bildung von Bewußtsein bereits Kategorienschemata unterliegen, die das intrapsychische Prozedieren in einem sehr hohen Maße autonom bestimmen. Wieweit diese Autonomie reicht, wurde zuerst am Phänomen der optischen Täuschung erwiesen; aber die Philosophen bemühten sich generell seit vorsokratischen Zeiten, die Täuschbarkeit des Prozedierens von Kognitionen (etwa als Begriffsbildung durch naive Substantivierung von Eigenschafts- und Tätigkeitswörtern) aufzudecken.

Baumgarten beschrieb, daß bereits bloße Wahrnehmung Erkenntnisleistungen, wenn auch minore, ermöglicht.

Kant und Nachfolger versuchten, die Schemata der Kategorien unmittelbarer Anschauung und vermittelter Begriffsbildung zu enträtseln. Generell gelang das erst, als man nicht mehr philosophisch-abstrakt, sondern in der empirisch-experimentellen Überprüfung der Theoreme von Künstlern, Psychologen, Evolutionsbiologen und Neurophysiologen zeigen konnte, daß Synthesis, also der Selbst- und Fremdbezug von Lebewesen, bereits durch deren Evolution ermöglicht wird und nicht das Resultat von theologischen oder philosophischen Begriffskonstrukten ist.

So verschob sich das Interesse an der kantischen Fragestellung, wie Synthesis überhaupt möglich sei, zur Frage, wie bei gegebener Synthesis Optimierungen des Selbst- und Fremdbezugs von Individuen im Lernen, in Entwicklung immer spezifischerer Anpassung gewährleistet sind.

Einen Aspekt der Antworten heben wir hervor, soweit er die ästhetische Ebene des Selbst- und Fremdbezugs kenntlich macht. Obwohl alle autonom in sich geschlossenen Bewußtseinssysteme nach gleichen naturevolutionären Bedingungen operieren, gewährleisten sie ihre Plastizität weitgehend durch das Verhältnis von intrapsychischem Prozedieren und sprachlicher Vergegenständlichung dieser Prozesse. Aber man kann ein Gefühl, einen Willen, eine Vorstellung, einen Gedanken (mit Ausnahme willkürlicher Definition mathematischer Eineindeutigkeit) niemals in vollem Umfang in Zeichengefügen repräsentieren, und man kann dieselben zerebralen Leistungen in sehr unterschiedlichen Zeichengefügen repräsentieren. In der Wahrnehmung und weiteren Verarbeitung dieser Zeichengebungen durch die Kommunikation der anderen Individuen führt diese ästhetische Differenz oder Nicht-Identität unabdingbar zu eigenständigen Inkorporationen der repräsentierten fremdpsychischen Prozesse. Trotz aller kategorialen Vorprägung von Wahrnehmung und Bewußtseinsbildungen der Individuen einer Art entsteht durch die notwendige Verkörperung sprachlicher Repräsentation ein Überschuß an Aktivierungspotentialen, die nur um den Preis riskanter Einschränkung der Wahrnehmung oder Verlust von Plastizität durch dogmatische Stillstellung neutralisiert werden können.

In gewissem Umfang sorgt auch das limbische Regulativ für die Aufrechterhaltung des semantischen Überschusses, indem es die Individuen zwingt, nicht über Gebühr auf die Wahrnehmung luststeigernder Zeichenangebote fixiert zu bleiben oder unlustverursachende fahrlässig auf längere Zeit auszublenden. In der Ästhetik hat sich für die Kennzeichnung des semantischen Überschusses, des semantischen Rauschens, der Begriff "Tücke des Objekts" bzw. Tücke der Ambivalenz und Ambiguität von Zeichengefügen aller Medialitäten eingebürgert.

Theodor Vischer hat Mitte des 19. Jahrhunderts seine Studien auch im künstlerischen Selbstexperiment auf die ästhetische Tücke des Verhältnisses von Bewußtseinssystem und Kommunikation hin ausgerichtet. In seinem Roman ‚Auch Einer‘ führt er auf die Schlußfolgerung hin, die mir heute die produktivste Bestimmung der ästhetischen Differenz zu sein scheint: nämlich die von Luhmann herausgearbeitete strikte Eigenständigkeit von Bewußtseinssystemen und Kommunikation. Allerdings unterscheidet sich Luhmanns Ansatz von dem Vischers und aller in seiner Nachfolge praktizierenden Künstler immer noch deutlich: die Konsequenz aus der Autonomie von Bewußtseinssystemen und Kommunikation und ihrer Kopplung in jedweden vergegenständlichten Zeichengefügen (Sprachen) liege darin, den Begriff des Verstehens ganz aufzugeben oder ihn aber völlig neu zu definieren.

Kommunikation wäre als evolutionäre Erfindung überflüssig, wenn in irgendeiner Weise die Adäquation von intrapsychischem Prozedieren zu sprachlicher Entäußerung über Verstehen garantiert werden könnte – selbst wenn man nicht die bekannten Formen der Adäquationen als Wahrheit behaupten würde (diesem Problem begegnet man bei der Kennzeichnung der epistemologischen Ebene von sprachlicher Kopplung zwischen Bewußtsein und Kommunikation).

Das Verstehen käme immer schon zu spät. Es ist nur epimetheisch postfest brauchbar, um zu lernen, was in der Kommunikation schief gelaufen ist, sich also als ein unproduktives Mißverstehen herausgestellt hat.

Darüberhinaus resultiert aus der zerebralen Funktionslogik die Möglichkeit, jede ästhetische Differenz und damit das semantische Überschußpotential willkürlich zu erweitern, indem man kommunikationsstrategisch sinnvoll lügt, also mutwillig abweichende Repräsentationen des intrapsychischen Prozedierens erzeugt (dieser Sachverhalt kennzeichnet die ethische Dimension des Selbst- und Fremdbezugs).

Fazit: wir müssen kommunizieren, weil wir uns und unsere Welt prinzipiell nicht verstehen können.

3. KI

Das Erschaffenkünstlicher Intelligenz sollte nicht unmittelbar an Formen künstlichen Lebens gebunden werden; Pygmalions Mißverständnis von Animismus sollten wir vermeiden.

KI kann sich als bloße Optimierung, also als kulturelle Entfaltung natürlicher Lebensformen behaupten. Die Entwicklung von Biochips folgt dieser Strategie von kultureller Optimierung natürlicher Lebensäußerungen.

Bis auf weiteres schlagen wir uns mit folgendem Problem herum: wie kann Kommunikation zwischen den Einheiten der KI, also zwischen Computern ermöglicht werden? Wie befähigt man die Apparate zur Ausbildung von ästhetischer Differenz, also zur Produktion von semantischem Rauschen? Bisher operieren sie nur auf der Basis von Verstehen, also dem Abgleichen von Adäquationen. Darüberhinaus müssten die KI-Einheiten lügen lernen und ihre Programme zu ändern verstehen, sobald Rückmeldungen aus ihrer Umwelt die Untauglichkeit ihrer hypothetischen Konstrukte signalisieren.

In gewisser Weise wurde mit der Programmierung des Schachcomputers Deep Blueschon die Erzeugung semantischen Überschusses ermöglicht – was angesichts der geringen Komplexität der Zeichengefüge auf der Schachbrettfläche wenig überrascht.

Auch alle Konzepte globaler Vernetzung sämtlicher KI-Einheiten bleiben im Bereich bloßer Optimierungsstrategien. Ob damit das Verhältnis von globaler Intelligenz der Menschheit und den lokalen Intelligenzen der Individuen umgekehrt werden kann, ist fraglich.

Bisher gilt: „lokale Intelligenz > globale Intelligenz“. Das Beispiel für die Umkehrung „lokale Intelligenz < globale Intelligenz“ bieten etwa die Ameisen, Bienen oder Termiten.Sie zum Vorbild nehmen zu müssen, kränkt das Selbstverständnis von Menschen. Da aber alle bisherigen Kränkungen dieses Selbstverständnisses trotz fundamentalistischer Gewaltreaktion schlußendlich akzeptiert werden werden mußten, sollte man den bisherigen Widerstand gegen die Dominanz der globalen Intelligenz nicht überschätzen.

siehe auch: