Seite 284 im Original
III.10 Das Leben als Baustelle – Scheitern als Vollendung
Was unser fabelhaftes Gehirn kann, spiegelt die Probleme, mit deren Bearbeitung es im Laufe der Evolution beschäftigt war. Bevor wir neue Konzepte der Humanisierung entwerfen, sollten wir besser kennenlernen, wie wir von der Evolution ausgestattet wurden. Von Natur aus sind wir kulturpflichtig.
Erst wer die Natur der Kulturen kennt, hat Chancen, ohne brutale Erzwingungsstrategie wünschenswerten Zielen der Menschheit mit Vernunft entsprechen zu können; also Hominisierung vor Humanisierung. Für diese unumgängliche Selbstaufklärung steht die Metapher „Leben als Baustelle“; gefordert werden experimentelle Selbsterfindung, Erprobung von Biographieentwürfen und schließlich Verpflichtung auf einen zukünftigen Lebenslauf. Da dergleichen, wie die meisten Experimente, erst durch Scheitern aussagenträchtig wird, sollte man nach dem Beispiel der Künstler trainieren, immer besser und gewinnbringender zu scheitern.
Für den modernen Zeitgenossen besteht seit Anfang des 20. Jahrhunderts die Verpflichtung, sich jederzeit im Hinblick auf die eigene Biographie auszuweisen. Die Vergegenwärtigung der Vergangenheit ist längst zur sozialen Pflicht geworden. Nicht nur Feldherren, Staatengründer oder große Unternehmer, sondern jedermann ist biographiepflichtig. (1) Auch wer Hausmeister in einer Fabrik werden will, muß, wenn er sich um eine Anstellung bewirbt, einen Entwurf seines Lebens in Form eines handgeschriebenen Lebenslaufs einreichen. Dieser enthält gezwungenermaßen eine Festlegung auf Aspekte des eigenen Lebens, auf bestimmte Fähigkeiten, Fertigkeiten, ethische Einstellungen und Erwartungen gegenüber der Zukunft. Jeder Arbeitgeber will wissen, was aus dem bisherigen Leben für vermittelnde Vorstellungen, Pläne, Aktionspotentiale hervorgingen, um erahnen zu können, was der Arbeitnehmer in Zukunft zu leisten bereit ist. Er hofft, dadurch den Anwärter zu veranlassen, die berufliche Tätigkeit nicht nur als einen kurzzeitig zu absolvierenden Job zu betrachten, den dieser drei Tage später schon durch einen anderen Job ersetzen könnte. (2) Er zwingt den Bewerber ganz bewußt dazu, die Berufsausübung als Berufung anzusehen.
Mit der Durchsetzung des Anspruchs auf Globalisierung verschwinden Berufe als Berufung zu Gunsten temporärer Anpassung an Aufgabenstellungen, genannt „Job“. In einer Gesellschaft von Jobsuchern wird Biographie zum geradezu utopischen Projekt. Wer ausschließlich Jobs ausübt, für den bleiben Biographie, Leben und Zukunft eine Fata Morgana. Nur dann gewinnt der arbeitende Mensch eine Perspektive auf seine Zukunft, wenn er einen Beruf ausübt, mit dem er sich als Person zur Deckung bringen kann. Erst ein Beruf, in dem er sein Potential entwickeln und entfalten kann, legt ihn auf bestimmte Vorgehensweisen fest. In der globalisierten Welt werden Persönlichkeiten nicht gebraucht. Bestenfalls verfügt man über den Mitarbeiter mehr oder minder willkürlich, wie über ein etwas beweglicheres Stück Material oder Maschinen. Bei bestimmten Arbeiten ist es zum Ausführen einer mechanischen Handlung einfach billiger, einen Jobber zu finanzieren als einen anschaffungsaufwendigen Automaten. Den Menschen, die froh sind, daß sie bloß jobben und keinen Beruf mehr ausüben müssen, entgeht, daß sie damit ihre Identität verlieren. Zukunft hat ihre Gültigkeit im Jetzt, wo sie als solche bezeichnet wird, nur als prospektive Entwicklung einer Biographie: Wie sehen wir uns in fünf oder zehn Jahren? Welche Zukunft geben wir der Entfaltung von Familie, Kindern, Freunden und welche den politischen Gemeinschaften, zu denen wir gehören? Ein Jobber hat überhaupt keine Chance, aus seiner Tätigkeit heraus auf solche Fragen zu antworten.
Beispielgeber im Beispiellosen
Aus einer allgemeinen sozialen Verpflichtung heraus, die eigentlich jeder zu erfüllen hat, habe ich mich bemüht, die eigene Biographiepflicht nicht nur öffentlich auszuweisen, sondern ihr offensiv in Form von einigen Mediatisierungsangeboten nachzukommen. Insbesondere dann, wenn man rückblickend auf die eigenen Bemühungen als „Beispielgeber im Beispiellosen“ ins Rentenalter eintritt, gibt man eine Übersicht über die persönlichen Erfahrungen oder über die möglicherweise brauchbaren Themenvorschläge. (3) Auf dem „Lustmarsch durchs Theoriegelände“ präsentierte ich die für mich entscheidenden und im Laufe von fünfzig Jahren Arbeit in der Öffentlichkeit entwickelten Themen, die Niederschlag und Echo gefunden haben. Es geht um die Frage: Wie vermittelt man seine Vergangenheit an den eigenen Biographieentwurf, an die Zukunftsannahmen?
Die Themen verbinden mich mit einer Reihe von Wissenschaftlern aus dem Bereich der Kulturgeschichtsschreibung, aber auch mit Menschen an den merkwürdigsten Schnittstellen zwischen den verschiedenen Disziplinen, oft genug Künstlern, die in der Bundesrepublik in den letzten fünfzig Jahren ganz bestimmte inhaltliche Positionen ausprägten. Die in den elf Installationen der Ausstellung präsentierten Werke stammen von Künstlern wie Tilo Baumgärtel, Thomas Bayerle, Joseph Beuys, Bernhard Johannes Blume, Werner Büttner, James Lee Byars, Braco Dimitrijević, Ulrich Erben, Dieter Hacker, Thomas Huber, Jörg Immendorff, Gerhard Merz, A. R. Penck, Neo Rauch und Thomas Wachweger, die mein Interesse an ihren Arbeiten durch ihr Interesse an meinen bestätigten.
Das Gemälde „Baustelle bei Nacht“ von Thomas Huber bietet uns eine Aussicht auf unser zukünftiges Leben auf Erden. Bereits in wenigen Jahren könnten unsere Großstädte zu einer großen Baustelle in einer vermondeten Welt (Ulrich Horstmann) werden, auf der die Arbeit eingestellt wurde. Die vormaligen Intentionen baulicher Gestaltung sind zwar noch zu erkennen, aber der Tendenz nach ist jede Bewegung und Veränderung hier an ein Ende gekommen. Zwar wurde ein Anfang gemacht, statt einer Vollendung erscheint jedoch der vorläufige Zustand der Baustelle selbst als Endstand. Wahrscheinlich bewohnt die Mehrheit der Weltbevölkerung in wenigen Jahrzehnten solche Szenarien: Die Verfügung über Wasser und Atemluft ist stark eingeschränkt, der frostige Mond scheint auf eine Welt ereignisloser Orte, die noch Ruinen als rettende Behausung erscheinen lassen.
Die von dem Künstler Winfried Baumann entwickelten „Instant Housings“ sind ein intelligenter Rettungsvorschlag im Zukunftsszenario einer vermondeten Welt. Schon seit einigen Jahren wird in New York als Höhepunkt der menschlichen Fürsorge jedem Obdachlosen ein Pappkarton zur Verfügung gestellt. Wenn es regnet oder kalt wird, soll er seinen Karton auffalten und hineinkriechen – eine New Yorker Avenue kann unvermittelt wie eine einzige Postlagerstation aussehen. Baumanns „Instant Housings“ sind wiederverwendbar und haben optional sogar Internetanschluß. Der komfortable Container kann mitgeführt werden und im Notfall dafür sorgen, daß man nicht erfriert.
Wundergreise
Der Untertitel des „Lustmarschs“ lautet „Vom Sorgenkind zum Wundergreis“. Die Generation, zu der ich gehöre, wurde durch den Krieg daran gehindert, ihre Wunderkindambitionen durchzusetzen. Wir waren höchstens Wunderkinder als Panzerfaust- oder Granatenschlepper. Ich selbst habe an der Panzerabwehrkanone PAK 8,8 Dienst getan, über die Neo Rauch als Militärhistoriker bei der Nationalen Volksarmee gearbeitet hat. Sein Gemälde „Korinthische Ordnung“ veranschaulicht kriegerische Wirkungsmuster der Mediatisierung. Man sieht, wie sich die Vermittlung von Horizontalität und Vertikalität in Form von Hochtechnologie gestaltet. (4) Die PAK 8,8 konnte sowohl in der Horizontalen zur Panzerabwehr als auch in der Vertikalen zum Abschießen von Flugzeugen eingesetzt werden. Artilleristen schilderten nach Betätigung dieser Waffe wirklich rauschhafte Erlebnisse. Manche fühlten sich wie Priester, die segnend das Kreuz über die Welt schlagen, das Prinzip der Horizontalität dem der Vertikalität vermitteln und die Welt mit der Erfahrung des Sublimen beglücken. Es ranken sich dramatische Schilderungen und Legenden um diese Waffe, sichere Zeugnisse für die Tatsache, daß sich die Menschen dieser Vermittlungsleistung des transzendentalen Brückenbaus, des Übergangs von hier nach da, von horizontal zu vertikal, bewußt waren.
Die Kriegsgeneration holt jetzt vieles im Alter nach. Das betreffende Phänomen nennt sich „Wundergreis“, eine Erscheinung, die es nie zuvor in der Gesellschaft gegeben hat. (5) Der neue Sozialtypus des Wundergreises wird sich noch als eine echte Hoffnung für die nächste Generation entpuppen, auch im Sinne eines Profipublikums. Wundergreise sind die einzigen Menschen, die jenseits von Geldgier und Karrierevorstellungen wirklich etwas wollen können. Wenn man über 65 ist, kann man nicht mehr ernstlich Frauen imponieren, keine Karriere mehr machen, Vermögen auch nicht. Ohne Interesse am Eigennutz der Projekte, ohne Karriere-, Frauen- und Profitgedanken, beginnt erst die nachhaltige Radikalität durch Zukunftseingriffe, die als Einwirkungen auf die Gegebenheiten einer Zeit zu verstehen sind, an der die Wundergreise selbst nicht mehr teilnehmen werden.
Wir Biographiepflichtigen sehen unser Leben unter dem Gesichtspunkt des Zukünftigen. Allen ergeht es in ähnlicher Weise. Je nach dem Maß, in dem man seiner Berufung folgt oder sich eher identitätslos als Jobber versteht, lebt man dabei mehr oder weniger in Projektionen. 13 Jahre alt, fragt man sich, wie lange es noch dauert, bis man volljährig und endlich sein eigener Herr sei. Ist man 21, so denkt man daran, wann das Studium ein Ende habe. Wenn das Studium beendet ist, arbeitet man solange, bis endlich die Chefposition erreicht ist. Dann fragt man sich, wann endlich die Kinder aus dem Hause sind, um das sauer verdiente Geld zum Leben verwenden zu können. Denn bis zum Eintritt ins Rentenalter wirtschaften wir, um uns endlich ein Leben ohne Geldverdienen zu leisten. All dies steht unter der Perspektive der Zukunft. Was aber ist die Zukunftsperspektive der „neuen Alten“?
Entscheidend ist der Nachdruck, mit dem sie auf die Zukunft Einfluß zu nehmen gedenken und die Welt auf ihre Abwesenheit vorbereiten. Manch einer gründet eine Stiftung oder sorgt für das Fortbestehen der Firma über den eigenen Tod hinaus. Zuvor hat man möglicherweise dem Fortbestehen der Menschheit nachgeholfen und Kinder gezeugt, womit sich zumindest die Chance erhöhte, das eigene Erbgut in hundert Jahren noch eine Rolle spielen zu lassen. Das Risiko dabei ist groß und nur bedingt steuerbar. Goethe hat beispielsweise mit seinem genetischen Nachlaß keine Lorbeeren geerntet. Auf dieser Ebene war sein Leben ein Mißerfolg, da sein einziger Sohn August und dessen Nachkommen nicht sehr wirkmächtig waren. Als Verfasser von Literatur und wissenschaftlichen Abhandlungen hingegen hat er über die eigene Lebenszeit hinaus seine extragenetische Generativität in denkbar kraftvoller Form erwiesen. Daneben hinterließ er als Minister und höchst erfolgreicher politischer Impulsgeber ein reiches Erbe. Goethe war von dem Bewußtsein getragen, daß alles Lebendige auf Wandlung und Verwandlung zielen müsse, um effektiv zu bleiben. Sein Wirken hat für schier unglaubliche Generativität gesorgt.
Kulturen zielen in erster Linie auf das Erzeugen eines in die Zukunft gerichteten und nachhaltigen Echos, das eine Generation auf die nächste überträgt, um ihre Anwesenheit auch für die Zeit der Abwesenheit zu sichern. (6) Das Wissen, über das eigene Leben hinaus nicht anwesend zu sein, macht Menschen in unterschiedlichem Grade empfänglich für religiöse Konzepte. Die wirkmächtigsten Menschen sind daher die Religionsstifter. Sie bilden ihre Jünger dazu aus, für die posthume Präsenz des Meisters Sorge zu tragen, den Gründungsmythos der ererbten Idee wachzuhalten und seinem Gründer zu ewiger Anwesenheit zu verhelfen. Religio bedeutet Determinierung durch Letztbegründung; eine Religion ohne Gründer- oder Gründungsmythos existiert nicht.
Im Gefolge der Stiftung von Religionen gelingen häufig Gründungen von Reichen, deren Bestand aber nicht mit den gleichen Mitteln erzwungen oder garantiert werden kann, wie das bei Religionen oder Ideologien üblich ist. Häufig scheinen die untergehenden Reiche ihre Stiftungslegenden, Mythen oder Religionen gerade durch ihr Ende bestätigen zu wollen. Wie unsere Darstellung zum Problem der Kontrafakte zeigt, sind gerade gescheiterte Unternehmungen größter Ambition so interessant, weil sie als Mythen eine stärkere Macht entfalten können als in den Zeiten ihrer realen Existenz. Siebzig Jahre Sowjetunion und was ist davon übrig geblieben – eine „Nation der Toten“, die in alle Ewigkeit davon kündet, daß das Konzept des universalen Sozialismus gegen jeden Versuch seiner Realisierung gefeit ist. (7)
Leben auf Kredit
Dennoch, es gibt Möglichkeiten, probeweise Einfluß auf die Zeit der eigenen Abwesenheit zu nehmen. Wenn man verreist, kann man indirekte Beobachtungen darüber anbringen, was geschieht, während man unterwegs ist; bekanntlich tanzen dann die Mäuse auf dem Tisch, die Kinder machen, was sie wollen oder die Wohnung wird ausgeraubt.
Wir müssen lernen, daß die Zukunft überhaupt nicht vor uns liegt, daß wir sie vielmehr als eine in der Gegenwart sich realisierende und bewährende Annahme begreifen. Es gilt also, das jetzige Leben vollständig unter der Annahme möglicher Alternativen zu verstehen. Man denke nur an die Entwicklungen an der Börse. Die Börsianer reagieren heute auf die Annahme über Entwicklungen, die morgen oder übermorgen stattfinden sollen; für sie sind Zukunftsannahmen real wirksam. Auch der Unternehmer will in fünf Jahren etwas erreichen und nimmt einen Kredit auf, der ihm hilft, die Zukunft in der Gegenwart zu verwirklichen. (8)
Das Kreditwesen ist eine der genialsten Erfindungen der Menschheitsgeschichte. Seit dem 14. Jahrhundert unterstützen Kredite einen Handel, der seine Resultate antizipiert. Hat man die Verkaufsergebnisse richtig vorhergesagt und binnen fünf Jahren einen bestimmten Gewinn erzielt, so hat sich die Zukunft mit Hilfe dieses Kredits realisiert. Dieses Verständnis ist grundlegend für die westliche Moderne: Vergangenheiten und Zukünfte haben nur dann Realität, wenn sie sich innerhalb der Dimension der Gegenwart als aktuelle Wirkfaktoren ins Spiel bringen lassen.
Für den Zukunftsüberschuß der Kulturen werden großartige Institutionen geschaffen, wie Museen und Archive. Solche Containments vergegenwärtigen die Vergangenheiten aller möglichen Kulturen. Die alten Griechen, Römer oder Ägypter, die Mykener oder die Bewohner des Zweistromlandes können in Museen jederzeit aufgesucht werden. Wir brauchen nur ins entsprechende Museum zu gehen und schon wird die Gegenwart des Vergangenen sichtbar. Möchte man etwas über die Zukunft erfahren, so sieht man sich die vergegenwärtigte Vergangenheit an. Denn alle Gegenwart ist vormalige Zukunft, auf die die Gesellschaften vor uns zugesteuert sind. Für die Menschen um 1500 war 1600 die Zukunft. Und für die Menschen von 1648/49 ist 1600 Vergangenheit, allerdings mit ungeheuer gegenwärtigen Wirkungen als Resultaten des Dreißigjährigen Kriegs.
Geschichtsbewußtsein und biographische Evidenz folgen den gleichen Regeln. Ausschlaggebend dafür, wie man gegenwärtig lebt, ist die Frage, auf welche Weise man seine eigene Vergangenheit, seine Biographie, präsent hält. Das Gegenwärtig-Halten ist wiederum an bestimmte Zukunftsannahmen gebunden. Je nach Selbstverständnis erwartet man etwa den Triumph des Humanismus, den Untergang des Abendlandes oder die Seligkeit des ewigen Lebens.
Apokalyptische Voraussicht
Viele Zeitgenossen fragen, wie sich ihr gegenwärtiges Dasein mit den absehbaren Entwicklungen der Weltgesellschaft in den kommenden Jahrzehnten vermitteln läßt. Lehrreich sind die Vorgaben von Seiten der Künstler. Sie wissen aus eigener Erfahrung, daß Biographien aller Art vor allem an Strategien des Scheiterns gebunden sind. Künstlern wie Samuel Beckett gelang es, aus dem Scheitern als Grundlage der Existenzerfahrung Formen der Vollendung hervorgehen zu lassen. Beckett formulierte die Aufforderung: Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better. (9)
Wenn Wirklichkeit nur das ist, was wir auf keine Weise dem eigenen Willen unterwerfen können, dann ist Scheitern der psychologisch wichtige Beweis, daß man sich in seiner Arbeit mit der Wirklichkeit konfrontiert hat. Demzufolge ist das psychoanalytische Konzept der Reifung einer Person an die Befähigung geknüpft, mit Enttäuschungen, Kränkungen und Versagensängsten, kurz, dem Scheitern, fertig zu werden – ohne Verdrehung ins Gegenteil, ohne Verdrängung aus dem Bewußtsein oder Schuldzuweisung an Dritte. An das Konzept der Reife durch Einüben des Scheiterns schließt der Status des Schicksalspatienten an. (10) Wer die Erfüllung seiner Wünsche nicht erzwingen kann, sei dankbar für die Erfahrung des Wirklichen. Schicksalspatienten können Geduld entwickeln, deren Logik darin liegt, den eigenen Wunschvorstellungen zu widerstehen. Zur Berufung des Menschen gehört es, sich zur Geduld gegenüber dem Verlangen nach Dauer, Unverletzlichkeit und dem großen Gegenüber auszubilden. Deswegen reicht es nicht, nur fromm zu glauben. Das Glauben-Können will erlernt sein, um dem Glauben-Müssen zu entgehen. Neben den Strategien des Scheiterns und der Geduld existiert eine Fülle weiterer Entwicklungsmöglichkeiten:
1. Fundamentalistische Variante:
Learning by Dying
Der evolutionär bewährte Fitnessvorteil durch Todesbereitschaft gibt jenen Gemeinschaften größere Chancen zu überleben und zu wachsen, deren Mitglieder bereit sind, für ihren Clan das Leben zu riskieren. In solchem Opferwillen gibt man bisweilen seinen Verstand zugunsten seiner genetischen Bindung auf. (11) Die Glaubensgewißheit des sich Opfernden, vom Clan zukünftig und nach dem eigenen Abtreten als Kulturheros verehrt zu werden, stellt einen egoistischen Altruismus dar. In der Passauer Schicksalspeitschung „Götter, Spötter und Gelehrte“ (2007) führte „learning by doing“ in diese scheinbare Aporie; „learning by dying“ ist tatsächlich als kulturelle Todesbereitschaft zur Erzielung eines Fitnessvorteils der eigenen Überlebenskampfgemeinschaft sinnvoll. (12)
2. Anthropologische Variante:
Learning by Crying
Das Kleinkind lernt, die gewünschten Reaktionen der Bezugspersonen durch gezielt eingesetztes Schreien in allen Modulationen, Lautstärken und Ausdrucksanmutungen wie Hunger, Verlassenheitsgefühl oder Unwohlsein herauszufordern. Die generationen-übergreifende verallgemeinerte Variante dieser erlernbaren Technik ist der Hilferuf in Not Geratener. Der Glaube an die mögliche Hilfeleistung befähigt zu solchen Lautäußerungen, der feste Glaube ruft entsprechend die geglaubte Leistung herbei.
3. Christlich-jüdische Variante:
Learning by Trying
Der jüdisch-christlichen Vorstellung vom Schöpfergott entsprach das Modell des schöpferischen Menschen, der als Mitarbeiter Gottes die primäre Schöpfung weitertreibt, zum Beispiel als Evolution der technischen Systeme. Bereits die Humanisten entdeckten, daß jeder Möglichkeit, schöpferisch zu sein, die Erkenntnis von Gesetzmäßigkeiten, zum Beispiel von Naturgesetzen, vorausgehen müsse. Sie etablierten die Tätigkeit des Entdeckens (inventio) des Gegebenen vor jeder Schöpfung des Neuen. Jüdisch-christliche Tradition in Wissenschaften und Künsten vereinheitlichte schließlich inventio und creatio zum Prinzip „trial and error“; das heißt, kreativ in Spekulation und Hypothesenbildung zu sein, um dann die Vermutungen und Behauptungen, Projektionen und Visionen ausschließlich an den Resultaten der Experimente zu messen.
Die kindliche Welterkundung mit Hilfe der Experimentalmethode „trial and error“ oder „Versuch und Irrtum“ gründet in der anthropologisch vermittelten Neophilie, die das Kind veranlaßt, die ihm bisher noch unbekannten Bestandteile seiner Lebensumgebung von Neugier getrieben zu erkunden. Gegenkräfte sind zum einen die ikonoklastische Zerstörungswut gegenüber dem Unbekannten wie zum anderen die Psychomechanik seiner Leugnung.
Jahrelang ließ sich solch notorisches Leugnen des bisher Fremden in den wöchentlichen „Spiegel“-Editionen nachverfolgen. Es war ein Vergnügen, derartige Feststellungen der Redakteure zu markieren, die schrieben, X sei ein längst bekanntes Phänomen, über das sich nun auch die dumme Konkurrenz geäußert habe. Regelmäßig stellte sich heraus, daß der „Spiegel“ seine Leser zuvor niemals über besagtes Phänomen informiert hatte, dieses Versäumnis mit dem Herabspielen der Neuigkeit und Relevanz des genannten Themas zu kaschieren hoffte.
4. Kapitalistische Variante:
Learning by Buying
Wer kennt sie nicht, die Qual der Wahl eines bestimmten Produkts unter dreißig konkurrierenden? (13) Auf Grund der Erfahrung dieser permanenten Display-Bedrängnisse und entsprechender Panikkäufe existiert das Rückgaberecht nach Besinnungspause außerhalb der Kaufhäuser. Nicht nur ist man durch die schiere Fülle der Angebote überfordert, sondern es wird auch durch Werbung und geschickte Präsentation eine Qualität vorgetäuscht, der die Produkte nicht entsprechen. Täuschbar ist, wer nicht ausreichend ästhetische Kompetenz besitzt, um zwischen Wesen und Erscheinung differenzieren zu können.
Seit Calvin ist die Anhäufung von Gütern die Bestätigung eines gottgefälligen Lebenswandels. Der so gepredigte Aneignungs- und Kaufzwang, oder – in der Steigerungsform – die Kleptomanie erweist sich in diesem Sinne als gerechtfertigter Versuch, seinen Gnadenstatus im Erreichen von Karrierezielen auszuweisen. Die dafür signifikante Kaufkraft macht uns zu Vertrauensgaranten der kreditgewährenden Bank. In den USA ist das Ansehen der Person, mehr als an allen anderen die Person ausweisenden Dokumenten, an der Kreditkartenstaffelung von „ordinär“ mit Beschränkung der Verfügungssumme bis hin zu „Platin“ mit unbeschränkter Verfügungssumme ablesbar. „Vivus sermo dei“ (Hebräer 4, 12) läßt sich im oben genannten Sinne weiterdenken: Das Leben ist eine einzige Krediteröffnung. In der Gegenwart seines Wortes gewährt der göttliche Schöpfer seiner Christenheit das Leben als einen Kredit zur Gewinnung des Heils (so auch Sloterdijk in „Zorn und Zeit“).
Johannes von Patmos schildert apokalyptische Verfahren als Methode der Zeitverkürzung. (14) Führte man den Gedanken zu Ende, so müßte von einem apokalyptischen Denken ausgegangen werden, das Anfang und Ende in Eins setzt, indem es jegliches Enden antizipiert und es als Zielpunkt des Beginnens bereits in das initium aufnimmt. Wenn Augustin sagt „initium ut esset, creatus est homo“, dann formuliert er die menschheitsgeschichtlich so bedeutsame Leistungsfähigkeit des Gehirns unserer Gattung, in einer für sie extrem gefährlichen Welt zu überleben. Die Kraft zum Anfangen hat nur, wer alles antizipiert, was tödlich schief gehen kann. Durch das Training der Kraft der Antizipation, des Vorwegnehmens und des Vorausleidens in Form der Empathie, wachsen die Chancen, die realen Gefahren aus dem Selbstlauf der Natur zu bestehen. Nur radikalster Pessimismus vermag den Optimismus zu begründen; alle anderen Argumente wären nur Umkleidungen phantasiearmer Naivität oder von Vogel-Strauß-Politik. Apokalyptisches Denken vermittelt die rücksichtslose Kritik aus der Gewißheit des Endens mit dem begründeten Optimismus, gerade durch die Antizipation von tödlicher Gefahr dem Unheil doch noch entgehen zu können. Nur wer radikal kritikfähig ist, vermag die vernünftige Begründung seines Lebensoptimismus zu entwickeln. So gilt die Dialektik des apokalyptischen Denkens: Wer anfangen will, muß das Ende schon hinter sich haben.
Folgenreichste Anleitung dazu bietet mit höchster theologischer Raffinesse der Kreuzestod des Gottessohnes, der mit der Ostersonntagsauferstehung ein für allemal bewies, daß wir nicht dem Gedanken eines definitiven Endes ausgeliefert bleiben, sondern uns auf die Möglichkeit des immerwährenden Beginnens verlassen dürfen.
Anmerkungen
(1) Brock, Bazon: „Wie man wird, der man nicht ist. Mihilismus für Ich-Schwache.“ In: ders., Barbar als Kulturheld, S. 4 ff.
(2) Hier deutet sich bereits ein apokalyptisches Verhältnis zum eigenen Dasein an. Statt lebenslanger Entwicklung scheint die Naherwartung der Entlassung aus dem Job das Zeitgefühl zu prägen. Dem Apokalyptiker entspricht heutzutage eine Art des Zuschauers, der am liebsten dem Weltuntergang am Fernseher beiwohnen möchte. Den Besucher im Theater der letzten Tage der Menschheit gibt es in Andeutungen, seitdem „die jüdische Apokalyptik zu ihrem Abschluß gekommen ist: Wenn auch die Griechen das Theater und das Stadion geschaffen haben, denen die Römer das blutige Kampfspiel in der Arena hinzufügten, hat sich doch erst dank der apokalyptischen Reserve gegenüber dem Endspiel der wüsten Welt eine Art des Zuschauers entfaltet, die weit über das Dabeisein bei künstlerisch-kultischen oder sportlich grausamen Schauspielen hinausweist.“
In: Sloterdijk, Zorn und Zeit, S. 147. Zum Zusammenhang von Initiative des Handelns und der Stiftung der Bedeutung im Beginn siehe Brock, Bazon: „Apokalypse und Glück: Folge mir nach, Iso Maeder.“ In: Iso Maeder. Zum Glück auf Erden About Happiness on Earth 1999–2007. Hg. in Zusammenarbeit mit Hans-Peter Wipplinger und Peter Zimmermann. Mit einem Nachwort von Hans-Peter Wipplinger. Köln 2007, S. 267 ff.
(3) Brock, Bazon: „Beispielgeber im Beispiellosen. Ein Gespräch mit Künstler-Kritiker-Kurator Paolo Bianchi.“ In: Kunstforum International, Bd. 181, Juli– September 2006, S. 262 ff.
(4) Das Thema Vermittlung von Horizontalität und Vertikalität kennt man aus der Kölner Stadtgeschichte. Köln, Stadt am Rhein mit Akropolis der Moderne, erlebte nach dem Wiener Kongress 1815 die Besetzung durch die Preußen. Die Besatzer wollten die Zuneigung der Zwangsuntertanen erwerben. Der Kölner dachte nicht daran, sich den neuen weltlichen Herren zu unterwerfen, wie des Kölners Geschichte ja zeigt, daß man niemals weltliche Herrschaft akzeptieren wollte. Er war stets mit Bischöfen und anderen direkten Abgesandten von Oben im Bunde. Die Preußen wollten ihn jedoch in das weltliche Schema zwingen. Nicht nur, daß die preußische Besatzungsmacht den Dom als Zeichen der deutschen Einheit fertig bauen ließ. Die irdischen Verhältnisse waren durch die mächtigste Art der Landnahme in horizontaler Ebene, den Eisenbahnbau, gekennzeichnet. Preußen baute den neuen Bahnhof fast in die Kathedrale hinein. Damit sollte zum Ausdruck kommen, daß das weltlich-moderne Prinzip der horizontalen Welterschließung das christlich-mittelalterliche Vertikaldenken in die Schranken zu weisen hatte. Gut königsbergerisch bedeutete das, Transzendenz von Transzendentalität abugrenzen. Horizontalität und Vertikalität, Himmelskraft und Weltenmacht, Aufwärts und Vorwärts wurden parallel gesetzt wie Dom und Hauptbahnhof, den die Zeitgenossen denn auch als Kathedrale des irdischen Verkehrs bezeichneten. Zugleich war die Konstellation Dom – Hauptbahnhof ein unmißverständliches statement im Kulturkampf Preußens mit Rom.
(5) In Thomas Manns Ansprache zum 70. Geburtstag des Bruders Heinrich verweist er auf das Theorem einer Greisenavantgarde, die sich von der Avantgarde der Jünglinge unterscheide. Heinrich Mann biete mit seinen Arbeiten im Exil das Beispiel eines Greisenavantgardisten. Einzigartige Hellsicht habe Heinrich schon vor dem Ersten Weltkrieg exemplarisch geboten, als er voll analytischer Schärfe und historischer Richtigkeit die intentionelle Barbarisierung vorhersah. Dies sei ihm, Thomas, erst nach 1923 aufgegangen. Geschickt umging Thomas die Kennzeichnung seiner „Betrachtungen eines Unpolitischen“ als Beispiel für intentionelle Barbarei, die er erst im „Doktor Faustus“ den Teilnehmern der diskursiven Herrenabende bei Sixtus Kridwiß zuschreiben konnte.
(6) Echogeberinnen im biographischen Entwurf Bazon Brocks: Be my rockface! Monika Hoffmann und Gertrud Nolte bezeugen, daß es nicht so aus dem Wald zurückschallt, wie man hineinruft – Anruf „aus tiefer Not ...“ – Widerhall: „Gerettet, nicht gerichtet.“
(7) Die Nation der Toten: In den achtziger Jahren schüttelten vornehmlich Vergreiste niedrigerer Altersstufen ihre mikrozephalen Behälter, wenn ich ihnen jenen Zeitpunkt als kulturgeschichtlich bedeutendsten zu würdigen empfahl, zu welchem gleichzeitig auf Erden mehr Menschen leben würden als je zuvor seit 30.000 Jahren zusammengerechnet lebten. 1987 war es soweit: Wir feierten in meinem Seminar an der Uni Wuppertal die Veröffentlichung einer UNESCO-Zählung, die meine Vorhersage bestätigte. Seither sind die Toten eine Minderheit des Menschengeschlechts, die gegenüber dem brutalen Egoismus schierer Lebenskraft nur durch entsprechende Lobbybildung geschützt werden. Also deklarierte ich Historiker als Lobby der Toten und Ästhetiker als Spezialisten der Kontaktaufnahme mit den Abwesenden, weil sie gelernt hatten, aus dem bloßen Hantieren mit Zeichen auf Bedeutungen zurückzuschließen. Ich rief damals in Berlin zur Gründung der Nation der Toten auf. Zugehörigkeitsdokumente hatte jeder Lebende als mit hundertprozentiger Sicherheit zukünftiger Toter ohnehin schon in der Tasche; denn wer ein Geburtsdatum in seinem Paß dokumentiert, muß zwangsläufig die Eintragung eines Todestages erwarten. In den 90er Jahren, nach Verbreitung des Internet, sollen die Mormonen die Größe ihrer religiösen Bewegung dadurch gewaltig gesteigert haben, daß sie alle irgendwo dokumentierten Toten in ihre Bruderschaftslisten aufnahmen als diejenigen, die bekehrt worden wären, wenn dafür nur hinreichend Zeit und Gelegenheit geblieben wäre. Das ist ein fabelhaftes Beispiel für negotiorum gestio – also erweiterte ich mein Repertoire als Gestor der Toten. Der Totenstaat ist allerdings als eine ganz eigentümliche Neuordnung gedacht: ohne Territorium und ohne Grenzen historischer Existenz. Tote zu vergegenwärtigen, gelingt vornehmlich durch imaginäre Füllung der Zwischenräume. Paul Klee hat sie als Zwischenraumgespenster markiert. Von Ajax dem Lokrer, der die Macht der Toten in der Phalanx, der Schlachtordnung repräsentierte, bis zu den Totenkulten bei den Novemberparaden der Nazis in München zeigt sich das immergleiche, also wohl einzige leistungsfähige Verfahren der Vergegenwärtigung von Toten. Daraus ergibt sich eine beachtliche Umkehr: Beklagt man üblicherweise die Lücke, die ein Tod riß, so soll man in Wahrheit die Schließung einer Lücke durch die Toten freudig feiern. Galt für die Alten, daß die Welt voller Götter ist, so wissen wir, wer diese Götter sind. Die bemerkenswerte Konsequenz ist, daß neben die Theologie und ihre Anwendungen als Weltbautechnik die Thanatologie als Macht der Vergangenheit tritt, die aber nur so lange wirksam ist, wie sie gerade nicht vergeht. Epische und wissenschaftliche Geschichtsschreibung sind Kräfte der Realitätsbemächtigung, weil sie Vergangenheit und Zukunft nur in Hinblick auf ihre ewige Gegenwart unterscheiden können.
(8) Angebote des Kapitalismus, die der kleine Mann nicht ablehnen kann: Die Ethik des Kapitalismus ist evident als überproportionale Förderung der Vielen mit dem wenigen Geld. Denn wer bei Ikea einen echten Teppich aus Ostasien für 148 Euro erwirbt, erhält einen erheblich höheren Warenwert für sein Geld, als etwa die auf Luxus, nämlich Verschwendung, angewiesene Oberschicht, die für das reine Prestige das Mehrfache des eigentlichen Warenwertes zu zahlen hat. In der Mittelschicht ist das Preis-Leistungs-Verhältnis bestenfalls ausgeglichen. Besser ist es, in der Unterschicht zu verbleiben, wo man mehr erhält, als man bezahlt. Besonders bedauernswert erscheinen den Mitgliedern der Hartz IV-Gesellschaft die Leiden der Reichen, über die sie von entsprechenden Magazinen wöchentlich aufgeklärt werden. Wie furchtbar muß es sein, ständig bei guter Laune trotz des Bewußtseins zu bleiben, daß man um zwei Drittel des Warenwertes betrogen werde, gleichsam als Sondersteuer für Reiche, von denen man erwartet, daß sie ihr Vermögen zum größten Teil ostentativ verschwenden, wo alle anderen sehr genau darauf sehen, daß sie erhalten, was sie bezahlen, oder besser noch mehr erhalten, was als Stillhaltebonus der armen Massen gegenüber der Macht mehr als gerechtfertigt ist.
(9) Siehe Bazon Brocks Beitrag „Zwei Wege zum Erfolg: Das heitere und das heroische Scheitern.“ Vortrag im Busch-Reisinger-Museum, Harvard University, 17. September 1996. Englische Kurzfassung in: Celant, Germano (Hg.): Katalog Biennale, Venedig 1997.
(10) Zum Aspekt des Patientendaseins, siehe das Kapitel „Uchronie – Ewigkeitsmanagement“.
(11) Brock, Bazon: „Mihilismus. Von der lustvoll-egoistischen Selbstverwirklichungsbohème zum Terror der Individualisierung als Zuschreibung der Folgen dessen, was man nie getan hat.“ In: ders., Barbar als Kulturheld, S. 79 ff., insbesondere mit Bezug auf Max Stirners „Der Einzige und sein Eigentum“, S. 81; vgl. Bauer, Christian: Sacrificium intellectus: Das Opfer des Verstandes in der Kunst von Karlheinz Stockhausen, Botho Strauß und Anselm Kiefer. Paderborn, München 2008.
(12) Udo Lindenberg entwarf den anthropologischen Grundtypus des „Homo Panicus“, heute bestens repräsentiert durch die Weltpanikmusiker. Siehe Vortrag „Der Homo Panicus. Zur Apokalypse des Johannes als einzig unüberhörbarem Appell zum Anfangen in jedem Augenblick.“
(13) Falckenberg, Harald: „Selbstjustiz durch Fehleinkäufe. Überlegungen zur Bewertung von Kunstwerken.“ In: ders., Ziviler Ungehorsam. Kunst im Klartext. Regensburg 2002, S. 31 ff.
(14) Koselleck, Reinhart: Zeitschichten. Studien zur Historik. Mit einem Beitrag von Hans-Georg Gadamer. Frankfurt am Main 2003, S. 184 f.
siehe auch:
-
Der Homo Panicus
Vortrag / Rede · Termin: 15.11.2007, 19:00 Uhr
-
Leben als Baustelle - Scheitern als Vollendung – Abschnitt in:
Lustmarsch durchs Theoriegelände
Film · Erschienen: 01.01.2008
-
Biographiepflichtig – Abschnitt in:
Der Barbar als Kulturheld
Buch · Erschienen: 01.01.2002 · Autor: Brock, Bazon · Herausgeber: Zika, Anna
-
Beispielgeber im Beispiellosen – Abschnitt in:
Kunstforum International
Magazin · Erschienen: 01.07.2006 · Herausgeber: Bianchi, Paolo
-
Zwei Wege zum Erfolg das heitere und das heroische Scheitern. – Abschnitt in:
Vortrag im Busch-Reisinger-Museum, Harvard University
Vortrag / Rede · Termin: 17.09.1997 · Veranstaltungsort: Venedig, Italien · Veranstalter: Busch-Reisinger-Museum, Harvard University
-
Nur wer mehr ist als er selbst, ist er – Abschnitt in:
Noch ist Europa nicht verloren
Buch · Erschienen: 22.05.2020 · Autor: Bazon Brock · Herausgeber: Marina Sawall
-
5. Leben als Baustelle – Scheitern als Vollendung. Schönheit des Häßlichen – Abschnitt in:
Lustmarsch durchs Theoriegelände – Ästhetik einer schweren Entdeutschung. Mit Liturgien und Performances
Ausstellung