Also stellte man die Ästhetik um: von der Etablierung der Rangskalen im Spektrum schön/häßlich auf das Qualifizierungsschema produktiv/unproduktiv. Als produktiv erwies sich alles, was die Kommunikation aufrechterhält, ja verstärkt und dynamisiert, als unproduktiv galt, was die Kommunikation einschränkte oder gar unmöglich machte. Um derart produktiv zu sein, mußte man einen kommunikativen Umgang mit der Vieldeutigkeit von Zeichen und Bildern, der Mehrwertigkeit von Urteilen trainieren. Das geschah am Besten durch Toleranz gegenüber dem „Unbestimmten“ in seiner wichtigsten Erscheinungsweise als „Neues“. Deswegen wurde die Qualifizierung von Wahrnehmungsangeboten als „neu“ zum Synonym für „Produktivität“ oder „Innovativität“ zum Synonym für „Qualität“, worauf sich nicht zuletzt die „modernen Künste“ in der Bewertung ihrer Arbeitsresultate als „avantgardistisch“ einließen.
Die Forderung nach Schönheit ist revolutionär, weil sie das Häßliche gleichermaßen zu würdigen zwingt. – Abschnitt in:
Der Barbar als Kulturheld
Buch · Erschienen: 01.01.2002 · Autor: Brock, Bazon · Herausgeber: Zika, Anna
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Tim Kröger
05.08.2019
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