Buch Kotflügel/Kotflügel

erster lyrikband

Bazon Brock "Kotflügel Kotflügel", Bild: (Titelblatt). + 2 Bilder
Bazon Brock "Kotflügel Kotflügel", Bild: (Titelblatt).

Brocks Karriere begann 1957 mit der Veröffentlichung eines Gedichtbandes: Kotflügel, Kotflügel. Damals nannte sich Brock noch Bazon Phönix Phlebas Brock.

Die frühen Gedichte drehten sich vor allem um das Thema Sprache. Brock wollte aufzeigen, daß Sprache nicht nur ein Werkzeug ist, mit dem man Informationen übermitteln kann, sondern daß Sprache unabhängig von Bedeutungszuweisung über eine eigene Ästhetik und Autonomie verfügt. Die Sprache ist sich sozusagen selbst genug. Der Sprechakt bedient sich der Worte, um sich zu formieren. Brock entwickelte in der Folge Theorien des automatischen Sprechens, wobei es darauf ankam, zu zeigen, daß die Form des Sprechens das Entscheidende ist, "denn wir verstehen ja Sprache nicht als Ergon, sondern als Energeia".

Erschienen
1956

Autor
bazon phönix phlebas (Bazon Brock),

Verlag
E.A. George

Erscheinungsort
Itzehoe, Deutschland

Umfang
54 Seiten

S. 50-51

[S.50]

bengalische Liniatur des Irrealen
im Feuer einer gleichnishaften Intelligenz
für das Meer aus Speichel gebildet
für den Mond als weißer Anciennität
unsere Gemüter
für den Aufwand an Unsterblichkeit
von Seiten der Götter der Rennpferde
für die Verfinsterung als einer Deklination
für die pflanzenhaften Großstädte
im Gaslicht der Abendhimmel
für ein Oxymoron
von Logik und Haltlosigkeit

unter Schnee und Opium
Empyräum meiner Worte
gelbe Schleier eines sanften Überfalls
bis ins Leere stechen die Lanzen
schlitzen mein Modell
für den schwarzen Flug
Linien und Bisse einer Erektion

[S.51]

                    beschreien den Qualm
                    die ausgestreckten Finger schon
                    stecken zwischen den Zähnen und Grenzen
                    unter melancholischem Mimikry
                    die inspirierende Leere
                    Licht konzentrierter Orgasmus
                    durch meine Hand
                    und die zusammengeknoteten Muscheln
                    zelebrierender Ohren

                    alle Mysterien erleiden einen Unfall
                    wenn das Dunkel Fransen läßt
                    wie ein Sieb zerstochen
                    vom Leuchtfeuer brennbarer Inhalte

extravagantes Zeremoniell der Einäscherung
Gelaute am Zwerchfell
               über die Dichter
               Eintagsfliegen
               den Selbstmord
               die Tarantelbegattung

heroisch zweiteilig kleines Nichtssagendes
die Sonne schreit aus vollem Hals

                              handschriftliche Fassung des Verkehrs mit Freuden
beziffert diesen Abend und zweistimmig dünngeblasen was gemeinsam im Gange war