Buch 50 Jahre Bergische Universität Wuppertal

Erinnerungen an die Gründungsphase

Studberg, Joachim/Walther, Gerrit (Hg.): 50 Jahre Bergische Universität Wuppertal. Erinnerungen an die Gründungsphase. Unter Mitarbeit von Georg Eckert. Münster: Aschendorff, 2022.
Studberg, Joachim/Walther, Gerrit (Hg.): 50 Jahre Bergische Universität Wuppertal. Erinnerungen an die Gründungsphase. Unter Mitarbeit von Georg Eckert. Münster: Aschendorff, 2022.

Die Bergische Universität Wuppertal feiert im Jahr 2022 ihr fünfzigjähriges Jubiläum. Feierlich eröffnet wurde sie als Gesamthochschule Wuppertal mit einem Festakt am 3. August 1972. Ihre Gründungsphase begann allerdings schon lange zuvor, im Jahre 1966, mit kommunalpolitischen Initiativen zur Errichtung einer Hochschule, und endete erst wesentlich später, im Jahre 1983, mit der erstmaligen Wahl eines Rektorats.

Es waren turbulente, dramatische Jahre, bestimmt einerseits von der Herausforderung, eigenständige Institutionen zu einer Hochschulezusammenzuführen, die bislang nur als Modell bestand, andererseits von leidenschaftlichen Debatten um Für und Wider des Konzepts der Gesamthochschule. Die kühne Gründung in Wuppertal war zugleich Symbol und Hochburg solcher Diskussionen in all ihren politischen, sozialen und akademischen Dimensionen.

Im Mittelpunkt dieser Festschrift stehen Auszüge aus über fünfzig Zeitzeugeninterviews. Persönliche Erlebnisse und Eindrücke, Meinungen und Stimmungen dokumentieren anschaulich, wie die Beteiligten mit ganz unterschiedlichen Ambitionen ihre jeweilige universitäre Idee aufleben ließen: von der großen Vision, ganz anders realisiert als von manchen geplant, über die Errichtung des Hochschulgebäudes und die Entwicklung der Fächer bis hin zum Alltag der Studierenden, von günstigen lokalen Konstellationen bis zu großen bildungspolitischen Konjunkturen. Daraus entsteht ein beeindruckendes Panorama der Gründungsphase der damaligen Gesamthochschule Wuppertal – auch dessen, was Universität für die Beteiligten und uns alle bedeutet.

Erschienen
01.01.2022

Herausgeber
Joachim Studberg und Gerrit Walther; unter Mitarbeit von Georg Eckert

Verlag
Aschendorff

Erscheinungsort
Münster, Deutschland

ISBN
978-3-402-24848-5

Umfang
271 S.

Einband
Gebunden

Gespräche mit Zeitzeugen der Universitätsgründung

Prof.em.Dr.sc.tc.hc.phil.hc. Bazon Brock am 15. März 2017 im Gespräch mit Prof. Dr. Gerrit Walther und Dr. Joachim Studberg

[Gespräch in voller Länge]

W: Lieber Herr Brock, wir möchten uns heute gern mit Ihnen über Ihre Erinnerungen an die Gründungsphase der Gesamthochschule Wuppertal unterhalten und freuen uns sehr, dass Sie gekommen sind.

B: Ich halte die Gründungsphase der Bergischen Universität für besonders interessant, weil die damalige Gesamthochschule Wuppertal eine Kontraposition zu der großen Euphorie vorheriger Hochschulgründer, wie etwa der der Universität Bielefeld, einnahm. Dort waren Professoren wie Helmut Schelsky Aushängeschilder der Gründung. Wie Georg Picht agierten sie im Stile von Großpädagogen. Auch andere Gründungen liefen mit großen Vorbildern an. Vielleicht ist das ungerecht, aber hinterher zeigte sich meist, dass viel ideologische Verblendung gegenüber der Eigendynamik von Hochschulgründungen in diesen Vorbildern gesteckt hatte.
Diese Hochschul-Gründer kannten sich: Sie kamen aus der Jugendbewegung, die bereits durch den ersten Weltkrieg beschädigt war, dann durch die Hitlerei aufgehoben wurde oder zum Teil in die HJ und andere NS-Verbände integriert, zum Teil aber auch ausgegliedert oder zerstört wurde. Das alles wollten diese jugendbewegten Hochschulgründer irgendwie ausgleichen bzw. nachholen. Sie blieben Teil einer akademisch geprägten Jugendbewegung. Sie hatten in der jungen Bundesrepublik erste wirtschaftliche und wissenschaftliche Erfolge erlebt und hofften auf die Wiederbelebung einer Überlegenheit Deutschlands in Wissenschaft und Forschung gegenüber England oder Frankreich, wie vor 1914. Sie wollten an dieses einstige Renommee anknüpfen.
Die Gründer der Gesamthochschulen verfolgten dagegen aber andere Ziele. Der Wuppertaler Gründungsrektor Rainer Gruenter war ein Partner auch für sozialdemokratische Kräfte, nicht nur für solche aus dem Bildungsbürgertum. Man muss aber feststellen, dass zu dieser Zeit mehr Vernunft in den Reihen der Sozialdemokratie herrschte als heute.

W: War der Gründungsrektor ein Partner von Johannes Rau?

B: Nein, aber er stand doch mit Rau in einer gemeinsamen Kontraposition zu dem, was sich beispielsweise in Bielefeld als offizielle ideologische Begründung für diese neue Hochschule zeigte.

W: Wuppertal war ein Gegenentwurf zu Bielefeld?

B: Ja, und nicht nur ein Gegenentwurf zu Bielefeld. Das Gesamthochschulkonzept hatte generell eine andere, eine europäische Grundlage. Für Gruenter sollte Universität eine Conduite-Schule, auf Deutsch eine Verhaltensschule, sein. Sie sollte keine Berufsausbildung betreiben, aber auch nicht dem Modell traditioneller Universitäten entsprechen. Die Altuniversitäten des frühen 19. Jahrhunderts waren eigentlich kulturferne Orte, hier fanden weder Oper noch Theater oder sonstige Kulturveranstaltungen im Lehrbetrieb Anwendung. Dort wurde in Vorlesungen meist nur akademisch herumgenuschelt und das war's. Es gab kaum Zusammenhänge mit aktuellen Auseinandersetzungen der Zeit, denn die klassischen akademischen Hochschulen hatten die Modernität nicht mitbekommen. Eine Ausnahme war die Medizin, wo große Chirurgen oder Bakteriologen den Status von Nationalheroen genossen. Mit solchen Ausnahmen hatte aber die Wissenschaft darauf verzichtet zu wissen, dass sie auf der Basis eines gesellschaftlichen Organismus lebte, der ihr die Voraussetzung für das Forschen überhaupt ermöglichte. Die Akademiker an den klassischen Hochschulen sahen nicht ein, dass ihre Forschung davon abhing, dass sie von den Trägern der Gesellschaft dafür die Gelder bekommen mussten. Ihre Idee akademischer Forschung beruhte auf dem Glauben an eigene, ingeniöse Antriebe, ohne Blick auf die Voraussetzungen, die ihnen die Gesellschaft dafür zur Verfügung stellen musste.
Erst seit etwa 1900, seit Wissenschaft sehr viel Geld kostete, musste deren Finanzierung mit bedacht werden. Industrielle wie Rathenau und andere finanzierten nun zumindest indirekt die akademische Forschung als Wirtschaftsförderung.
Vor diesem historischen Hintergrund gesehen, herrschte in der Bielefelder Universitätsgründung eine verkorkste Ansicht. Deren Gründer taten so, als ob bloß der ingeniöse Antrieb ihrer jugendbewegten Seelen die Welt erkenne. Es fehlte jede Einsicht in die Abhängigkeiten von Geldmitteln, die Forscher brauchen, um überhaupt forschen zu können. Schelsky und Co. hielten das für eine eigentlich eher unmaßgebliche Voraussetzung der Freiheit von Lehre und Forschung nach § 5.3 Grundgesetz.

Gruenter wollte in der Gesamthochschule ein Gegenmodell entwickeln, nämlich, wie die Conduite-Schulen der Aufklärung gezeigt haben: „Aufgeklärt ist jemand, der die Grenzen seiner Freiheit kennt.“ Das heißt: Freiheit gibt es nur in dem Maße der Einsicht in die eigenen Begrenzt- und Bedingtheiten. Das eigentliche Pathos der Autonomie besteht darin, nicht von anderen gelenkt, manipuliert und ideologisch indoktriniert werden zu können im Hinblick auf das, was die Bedingung der eigenen Tätigkeit ist. Diese Freiheit war für Gruenter charakteristisch, auch als sein Persönlichkeitsausdruck. Er hat nie so getan, als ob er über alle Köpfe hinweg etwas bewegen könnte oder, dass es ihm freistünde, zu tun, was er wolle. Im Gegenteil, er sah sich eingebunden in die zentrale Disziplin des 18. Jahrhunderts, in die Vermittlung all dieser ökonomischen, gesellschaftlichen, ideologischen Aspekte als eine Verhaltensschulung. Aufklärungstraining à la Lichtenberg und Chodowiecki war die Begründung der Zeremonialwissenschaften, in der Berufsbildung entstanden, als klar wurde, dass die bürgerliche Gesellschaft die adlige bei Weitem an Bedeutung für die Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Lebens übertraf. Das Bürgertum musste eigene ritualisierte Formen der Kommunikation begründen. Die des Adels zu übernehmen war nicht möglich. Es ist bis heute lächerlich, wenn sozialdemokratisch gewählte Leute in palastähnlichen Häusern mit Goldstuck leben: Lächerlich!
Genau das zu durchschauen war Gruenters Hauptanliegen in seinem Sonderforschungsbereich für Zeremonialwissenschaft, den er von der Deutschen Forschungsgemeinschaft genehmigt bekommen hatte. Auf der Basis dieser zeremonialwissenschaftlichen Einheit aller Aspekte begründete er sein Konzept von Universität. Ihre Aufgabe sollte sozusagen die liturgisch-rituelle Durchdringung des Gesellschaftskörpers durch Wissenschaft sein. Die Wissenschaft stellt die Liturgie, den Ausgangspunkt, die Ritualisierungsformen dar. Liturgie und Ritual waren die zentralen Elemente seines Bildungskonzeptes.

W: Dieser Gründungsrektor hatte aber auch im Kanzler der Hochschule einen Konterpart, der nach festen, verwaltungsrechtlichen Regeln lebte und arbeitete. Wie sind sie miteinander ausgekommen? Waren die beiden ein gutes Team.

B: Ja, denn wenn man als Rektor die erwähnten Voraussetzungen hat, gibt es keine Reibungspunkte. Wer seine Abhängigkeiten kennt, macht sich frei von dem dauernden Vorwurf, dass man etwas anders oder besser machen könne. Es ging Gruenter um eine andere Art des Umgangs. Dieser modische Begriff „Management“ war ihm verpönt. Wir nennen das heute „Anerkennung der prinzipiellen Unlösbarkeit von Problemen“, denn es macht keinen Sinn, Problemlösungen zu behaupten, wenn die Lösung aller Probleme nur aus der Schaffung neuer Probleme besteht. Gruenter war klar, dass es sich um eine aus der Aufklärung und wesentlich auch durch Diderots Umgang mit den Salons und der adligen Kaste geprägte Strategie handelte: Nicht lauthals klagen über die Bedingtheit des eigenen Tuns, sondern souverän handeln.
Vorbehaltlich dem Kleingedruckten, das besagte, dass Zusagen nur im Rahmen der Entwicklung der Haushaltslage gelten, war dem Gründungsrektor der Gesamthochschule Wuppertal von Wissenschaftsminister Rau zugesagt worden, dass er dieses genuine Modell deutscher Aufklärung hier als Universität realisieren könne.
Hinter Gruenters Konzept steckte eine große Kraft der Integration, seine Verbindung zur Literatur. Dass zum Beispiel die russische Exilliteratur an die Hochschule kam, ist diesem Konzept zu verdanken. Gruenters eigentliche Kraft lag in seiner Fähigkeit, sich in der Sicherheit seiner Persönlichkeit von den jeweiligen Voraussetzungen unbeeindruckt zu zeigen. In einem Fall allerdings, wo ein Versprechen von Rau und der Landesregierung nicht eingehalten wurde, war er empört: als ab 1985 die rigiden Mittelkürzungen kamen. Dennoch hielt er an seinem Konzept, Ritualisierung und Liturgien des Gesellschaftlichen aus der Wissenschaft heraus zu entwickeln, fest.

W: Glauben Sie, dass Rau dieses Konzept verstanden hatte?

B: Das weiß ich nicht. Ich hatte den Eindruck, Rau war theologisch sehr beschlagen und auch seine Herkunft aus einer Region mit unzähligen Sekten, die alle die Heilsgeschichte nachspielen wollten, könnte eine Voraussetzung gewesen sein, Gruenter zu verstehen. In dieser Region entwickelten sich die Führungsansprüche, die Engels im Hinblick auf seine Erfahrungen in der Fabrik seines Vaters gewann und Marx geschildert hatte. Engels Briefe aus dem Tale der Wupper haben sicherlich noch Raus Gedanken beeinflusst. Johannes Rau meinte, dass die christliche Heilsgeschichte ohne Weiteres mit der Entfaltung des Fortschrittgedankens durch die Wissenschaften vereinbar sei. Beide hatten am Ende ein Telos. Das Heil dargestellt als der Punkt, von dem aus Heil und Heilung gleich werden. Heilung hieß, die Armen zu nähren, die Kranken zu heilen. Diese Einheit von Heilung und Heil hat Raus Denken bestimmt. Er konnte ohne Weiteres von neutestamentlichen Sätzen auf die aktuelle Sozialgesetzgebung oder auf Vorhaben seiner Partei umschalten. Das war glaubwürdig, und ich habe keinen Zweifel daran gehabt, dass es ihm ernst war. Rau konnte auf seinen Gründungsrektor Gruenter stolz sein, im Unterschied zu den „Schelskys und Co.“, die ihm gesagt haben, dass er sich aus der Universität Bielefeld raushalten sollte. Gruenter hingegen sah es als fantastische Möglichkeit an, mit dem Landesvater die Gesamthochschule Wuppertal zusammen aufzubauen, während sich die hohen Herrschaften in der Universität Bielefeld weit erhaben über die Herrschaften im Ministerium und Landtag fühlten, die sowieso nichts von Universität verstünden. Das war in der Gesamthochschule Wuppertal ganz anders. Man warf Gruenter auch öffentlich vor, dass er Rau und dem Wissenschaftsministerium zu nahestehe und sich deren politischen Vorgaben unterwerfe. Doch Gruenter war kraft seiner Persönlichkeit von dieser Kritik völlig unangreifbar.

S: Der hiesige Kanzler war ein SPD-Mitglied. Konnte er auch die Distanz vom Amt zur Partei wahren?

B: Ja, auch er kraft seiner Persönlichkeit! Er war wirklich jemand. Er liebte es, stets lateinische Sinnsprüche zu zitieren, zum Beispiel aus der Stoa: „Reich ist man durch das, was man in Würde zu entbehren weiß.“ Seine direkte Übersetzung, wunderbar! Wir tranken oft stundenlang Kaffee oder Tee, um uns gegenseitig lateinische Sentenzen zur Neuinterpretation vorzulegen. Der Kanzler war kein Parteifunktionär. Er war kein kleiner Krauter oder Aufsteiger. In Wuppertal gab es zur Gründungszeit zwei Menschen in der Hochschule, den Kanzler und den Gründungsrektor, die genau wussten, dass sie die Hochschule als Personen aufrechterhalten. Wie bei mittelständischen Unternehmen, deren Leiter persönlich haften. Gruenter und Peters deckten tatsächlich alles durch ihre Persönlichkeit ab und sie konnten alle in den Aufbau der Gesamthochschule einbeziehen.

W: Sie sehen diesen Kanzler und Rektor, bildlich gesprochen, nicht als Aufsichtsrat und Vorstand, sondern als zwei gleichberechtigte und -befähigte Unternehmer.

B: Ja, sie konnten gut persönlich miteinander umgehen, verbunden mit romantischer Ironie nach Thomas Mann‘schem Zuschnitt.

W: War diese Konstellation von Rektor und Kanzler ein Glücksfall für die Uni?

B. Es war wohl der einzige Glücksfall, dem ich je in einer Gründungsinstitution begegnet bin. Als später der Kanzler in den Ruhestand ging, brachen das Renommee und das Selbstbewusstsein des Ladens weg. Schon als der Gründungsrektor ging, gab es, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau, „Mord und Totschlag“. Gruenter pflegte zum Schutz vor Massenberufungen von Professoren aus politischem Kalkül die Maxime: „Ich halte zu Ihnen, wenn Sie das Prinzip aufrechterhalten: 'Berufen werden darf nur, wer besser ist als die, die ihn berufen.'“ Er war, wie der Kanzler Peters, eben eine ziemlich souveräne Person. Beide achteten darauf, dass man keine „Negativ-Olympiade“ von Berufungen eröffnete, wo schwache Leute immer schwächere berufen, damit erstere dann glauben können, sie seien im Vergleich noch großartiger geworden.
Auch das Wissenschaftsministerium übte einen guten Einfluss aus. Es hat nie jemanden kujoniert und trotzdem dafür gesorgt, dass es heißt: „Berufen Sie bessere Leute als die, die bisher da sind, dann stimmen wir zu. Wenn Sie schwächere berufen, werden wir Einspruch erheben.“ Das Ministerium hat sich damals noch um gute Berufungen gekümmert.

W: Was machte man in Wuppertal mit den Hochschullehrern, die die Gesamthochschule sozusagen als 'Morgengabe' aus ihren Vorläufereinrichtungen mitbekommen hatte? Es wurden die Hochschullehrer der Pädagogischen Hochschule, der Fachhochschule und der Werkkunstschule übernommen.

B: Solche Kollegen aus dem Bereich Design entwickelten durch uns ein völlig neues Selbstbewusstsein. Sie waren bereits Könner ihres Handwerks. Das heißt, sie waren, nach griechischer Auffassung, technê-basierte Dozenten, mit dem Vermögen, etwas zu bewirken. Sie erhielten von uns neuen Professoren ein neues Bewusstsein. Seit wann gibt es Design eigentlich? Den deutschsprachigen Markt beherrschte im 19. Jahrhundert die Konkurrenz aus Frankreich und England. Für den besseren Absatz von Produkten aus dem deutschsprachigen Raum sollten Konsumenten erzogen werden, das hieß, das Nachfrageniveau so zu steigern, dass die Qualität der englischen und französischen Produkte dieser Nachfrage eines gebildeten Käuferpublikums nicht mehr genügen konnte. Deswegen wurden von Kaiser Franz-Joseph und im Deutschen Kaiserreich die Werkkunstschulen gegründet: zur Förderung des Anspruchsniveaus der Käufer!
Dieser Bildungsauftrag lag ja im Interesse der Industrie. Die Werkkunstschulen entwickelten ein neues Verständnis, dass die Technikdisziplinen mit ihren Produkten für die Entfaltung der Modernitätsvorstellungen und den Zusammenhalt einer modernen Gesellschaft Wichtiges bedeuten. Wir im Design wurden ein sehr erfolgreicher Fachbereich, mit neun Professoren. Mein Kollege Odo Klose hat diesen Erfolg einmal im Landtagsausschuss für die Hochschulen mit 2,8 Milliarden Mark Umsatz beziffert. Diesen konnten Produkte generieren, die Wuppertaler Designer entworfen haben.
Betonen möchte ich aber nochmals die zweite Wirkungsebene des Designs: die Erziehung des Publikums, die Steigerung des Anspruchsniveaus der Käufer und neue Umgangsformen mit diesen Produkten. „Design“ war anfangs ein Begriff aus Amerika, der aber dort das Gegenteil von dem bedeutete, wie er dann hier verstanden wurde. In Amerika hieß Design eigentlich Prototypenbau: ein Ingenieur entwirft einen Motor, das nannte man dort Design. Erst bei uns wurde Design ein völlig neuer Sinn gegeben: In dem Maße, wie unser Leben immer abhängiger von den industriellen Produkten wird, die wir nicht mehr selbst herstellen können, weil wir nicht mehr wissen, wie es geht, in dem Maße brauchen wir Design. Design heißt, den Umgang mit einem Produkt zu ermöglichen, von dessen Entstehungslogik man nichts versteht. Design ermöglicht Kommunikation mit einem Produkt, ohne dass die Anwender es verstehen. Unsere Spezies musste schon immer mit der Welt umgehen, ohne das Geringste von ihr zu verstehen. Das galt nicht nur für die menschliche Evolution, sondern gilt auch für die moderne Industrie und ihre Produkte. Dieses Verständnis von Design konnten wir in Wuppertal erfolgreich vermitteln und anwenden. Design ist so verstanden die Zurichtung von Produkten, dass man sie benutzen kann, ohne etwas von ihnen zu verstehen. Ein Beispiel ist die intuitive Bedienbarkeit von komplexen, technischen Systemen. Intuitiv heißt nämlich „ohne Verständnis“. Klar wird die ungeheure Dynamik eines solchen Designs auch dadurch, dass mit ihm Milliarden Umsätze für die Industrie möglich werden. Wahrscheinlich waren wir in Wuppertal ein international führendes Design-Zentrum. Odo Kloses Design hat zum Beispiel lange Zeit die Armaturen für Wasserleitungen, für Flugzeuge oder Autos bestimmt. Alle asymmetrischen Armaturen für die Automobilindustrie kamen aus Wuppertal.

S: Professor Klose hatte sogar Zusagen für ein deutsches Automobil-Designzentrum in Wuppertal bekommen?

B: Ja, uns hatte Minister Rau das Designzentrum versprochen: Hier könnt ihr durchsetzen, was keine amerikanischen Design-Institute können. Dieses Designzentrum wurde ihm aber von seiner Partei ausgeredet. Der „Parteiklüngel“ war extrem und zudem kam die neue Grünenbewegung auf, die gegen dieses Auto-Projekt war, natürlich ein grundsätzlicher Irrtum, denn Industrie ist unsere Lebensbasis. Vor allem aber die SPD reagierte verkorkst: Wenn die Genossen hörten, dass es im Design um „Kommunikation ohne Verstehen“ geht, fragten sie uns, ob wir verrückt seien. Nein, das waren wir nicht, denn wenn wir das Licht anmachen, haben wir auch keine Ahnung vom Elektronenfluss, wenn wir den Zündschlüssel im Auto umdrehen, haben wir keine Ahnung vom Ottomotor, und so weiter. 99% unserer Alltagsbeziehungen zur Technik gelingen auf der Basis von Kommunikation ohne Verstehen. Gerade deswegen ist Design wichtig. Doch die Parteifunktionäre glaubten, dass Fortschritt darin bestünde, dass zunehmend alle so dächten wie sie. Wissenschaft oder Forschung, die sie nicht verstanden, wurden abgelehnt. Die späten 80er Jahre waren die rigideste Zeit der Gesamthochschule, da brach vieles zusammen, was in den 70er Jahren angedacht oder aufgebaut worden war. Die Mehrzahl dachte nun, Design heißt: „Ich mache Ihnen ein kleines Logo für Ihre Firma und einen schönen Briefkopf.“ Das war das Gegenteil von dem, was wir eigentlich bewirken wollten.

W: Das hiesige Design hätte revolutionär werden können?

B: Das war unser Ideal, und wir suchten eine fächerübergreifende Kooperation.

W: Gab es Kooperationen an der Gesamthochschule?

B: Ja, etwa zu den Maschinenbauern. Professor Richter war bei mir in den Vorlesungen. Und wir haben keine Vorlesung unter sechs Stunden gehalten, inklusive Nacharbeit. Es ging um 14 Uhr los und wir hörten erst ab 20 Uhr auf. Wenn Studenten nicht sechs Stunden lang stillsitzen können, haben sie keine gute Voraussetzung, um Wissenschaft zu betreiben.

Ich möchte noch erwähnen, dass es, was das Konzept Gesamthochschule anbelangte, ein verbreitetes Missverständnis gab. „Gesamt“ hieß eben nicht, wie nach einer Ideologie in der SPD, eine Mischung von Armen mit Reichen nach dem Leitbild „Chancengleichheit“. Ganz im Gegenteil: Eine Gesamtheit entsteht am Ende nur als Form der Vermittlung dessen, was man nicht erfassen kann: Die unterschiedlichen Einzelschicksale, genetische oder soziale Voraussetzungen sind im Konzept des „Gesamt“ zu berücksichtigen.

W: Also kein Konzept einer Hochschule als ein egalisierender Melting Pot?

B: Genau das Gegenteil sollten die Gesamthochschulen sein. Kein Melting Pot hat sich bewährt. Als sich 1776 diese Idee in der amerikanischen Verfassung festsetzte, erschien es als Fortschritt, ab 1782 stand zwar auf dem Dollar: „E pluribus unum“. Aber wo ist das gelungen? Nirgendwo! Bis heute erleben Sie in Amerika Rassismus. Die ganze US-Geschichte ist eine Geschichte der Unterdrückung von Minderheiten.
Unsere Gesamtheits-Vorstellung an der Gesamthochschule wollte sich hingegen am Modell der europäischen Wissenschaften orientieren, an Wissenschaftlern wie dem Historiker und Archäologen Winkelmann, der bereits 1762 sagte: „Wir graben aus dem Boden unzählige Gefäße aus, für die wir einen großen Raum brauchen, um alle in Sichtweite der beteiligten Archäologen aufzubauen. Dadurch sind die Wissenschaftler gezwungen, die ausgegrabenen Einzelteile miteinander in Relation zu setzen.“ Das heißt, eine solche Gesamterfassung ist die Voraussetzung der Würdigung des Einzelnen in seiner Besonderheit. Gesamtheit ist die Voraussetzung für Vergleichbarkeit. Diese verdeutlicht die Unterschiede. Das Konzept heißt also: Ein Gesamt, eine Einheit, gibt es nur durch Wahrung der Verschiedenheiten. Das umschreibt auch das Wuppertaler Konzept der Gesamthochschule, es ging ihm darum, die Einmaligkeit durch Unterscheidbarkeit und Würdigung des Anderen zu sichern.

W: Das war aber harte Arbeit.

B: Genau das ist der Punkt.

W: Anders als in traditionellen Universitäten konnten in Wuppertal auch Menschen ohne Abitur studieren. Waren die Studenten hier anders als die, die Sie zuvor als Professor in Wien erlebt hatten?

B: Nein, das kann ich nicht sagen. Zu mir kamen die, die zu mir wollten. Es gab auch in Wien Sonderzugangsmöglichkeiten, d.h. mit besonderer Begabung ohne Matura zu studieren. Für mich waren die Studenten hier wie dort interessant, die andere Zugänge als das Abitur gewählt hatten. In Wuppertal erlebte ich zum Beispiel Eignungsfeststellungsprüfungen, wo Bewerber sagten: „Ich war noch nie in einem Museum, aber ich habe eine große Briefmarkensammlung.“ Für mich war das wunderbar. Wir konnten anhand dessen, wie er seine Briefmarkensammlung durchdrang und darstellte, genauso gut eine Eignung erkennen, als ob er Tizian im Museum angesehen hätte. Auch darin zeigte sich der Ansatz der Gesamthochschule. In unserem Gesamthochschulkonzept war die Orientierung auf die spezielle Förderung und die Durchsetzung der Einmaligkeitsansprüche von Studenten mit je ganz anderen Voraussetzungen notwendig.

W: Das hört sich sehr positiv an. Bei nicht wenigen unserer Gesprächspartner haben wir aber gehört, dass sie das Gefühl hatten, an einer „schlechteren“ Hochschule zu arbeiten.

B: Weil die nichts von diesem Konzept verstanden haben. Das war ja das Elend der Gesamthochschule in der öffentlichen Wahrnehmung, die auf das Personal der Gesamthochschule zurückwirkte.

W: Einige haben uns mehr oder weniger zu verstehen gegeben, dass eine Gesamthochschule eher eine Minor-Universität gewesen wäre. Da höre ich bei Ihnen das Gegenteil!

B: Natürlich. Alles andere wäre Blödsinn!

S: Uns wurde geschildert, dass Herr Gruenter Professoren zu sich nach Hause einlud und sie dort auch ganz privat gefragt hätte: „Mal ehrlich, warum haben Sie sich für eine Gesamthochschule beworben?“ Viele hätten geantwortet: „Für mich war es die Chance eine C4-Professur zu bekommen, ohne die Berufung an eine Gesamthochschule wäre ich ein Leben lang nur niederrangiger Professor oder Assistent geblieben.“

B: Viele Kollegen haben mit Gruenter und Rau ernsthaft über das Konzept der Gesamthochschule gesprochen. Wir waren interessiert an dem Konzept. Eine C4-Professur hatte ich bereits in Wien. Und warum sollte ich aus der großartigen Weltstadt Wien in diese Katakombe kommen?
Als wir zum Beispiel einen neuen Kollegen beriefen, wussten wir genau, ob er zu diesem Konzept der Gesamtheit steht. Er machte Chemie, Farbchemie, Gestaltung, aber auch Kunstgeschichte, Geistesgeschichte und arbeitete gleichermaßen mit Theologen zusammen. Viele meiner Absolventen und Mitarbeiter an der Gesamthochschule Wuppertal wurden Berühmtheiten. Warum? Weil alle dieses Konzept getragen haben und es bis heute tun. Sehr viele meiner Absolventen und Mitarbeiter sind Professoren geworden, die dieses Konzept als Grundprinzip ihrer Arbeit sehen.

W: Da zeigt sich doch eine große Wirkungsmächtigkeit der Gesamthochschule?

B: Genau. Weil die Gesamtheit ermöglichte, die je singuläre Einmaligkeit der Leute zu fördern. Gesamtheit ist die Voraussetzung dafür, dass ich mit Gründen meine Unterschiedenheit von Anderen vorgeben muss. Ich muss lernen, mich von anderen zu unterscheiden. In dem Augenblick weiß ich, was das andere ist, weil ich es würdige!

W: Das Design in der Gesamthochschule scheint zu dieser Zeit ein Leuchtturm gewesen zu sein. Hat es solche Strahlungszentren auch in anderen Fachbereichen gegeben?

B: Das Entscheidende ist gar nicht, wie häufig so ein Modell kopiert wurde, sondern wer aus dieser Hochschule als Absolvent herausgekommen ist als jemand, der etwas in seinem Beruf bewirkt. Das Wichtigste im Gesamthochschulkonzept war die Verpflichtung für die Professoren in Forschung und Lehre Einmaligkeiten zu bieten. Und nochmals: Die Idee einer Hochschule als Melting Pot ist kompletter Unsinn, sie hat nie und nirgends funktioniert. Dabei kann keine Vorstellung von Gesamtheit herauskommen.

W: War dieses Konzept schon fertig, als die Gesamthochschule gegründet wurde?

B: Ich kam zwar erst 1977 zur Hochschule, hatte aber bereits seit 1968, durch meine Kontakte zur Wuppertaler Familie Baum, mit den späteren Gründern das Konzept diskutiert. Bei Baums traf ich zum ersten Mal auf Gruenter, Rau und den Ministerialbeamten Küchenhoff. Er war später im Wissenschaftsministerium für die Gesamthochschule Wuppertal eine wichtige Person, ein wahrhafter Gründer! Wie Gruenter ein Gründer!

S: Man traf sich im Haus „Waldesruh“ der Familie Baum?

B: Ja, diese Villa war Familiensitz. Die Diskussionen begannen eigentlich schon 1965. Nach einem 24-Stunden-Happening in Wuppertal waren wir mit Beuys, Vostell und Paik bei Baums versammelt. Der Galerist Jährling war sozusagen Partner der Baums, seine Galerie Parnass war der Schauplatz solcher Aktionen. Auch Richter und Polke waren dabei, Mathieu hat auf einem Marktplatz in Wuppertal Actionpainting gemacht.

W: Waren die Baums das alleinige Zentrum dieser Art?

B: Es gab zudem die kunstinteressierten Industriellen-Familien Bremme oder Ibach. Alle Mitglieder dieser Szene trafen sich ab Anfang der 60er Jahre regelmäßig im Theater, besonders bei Premieren. Sie haben dort alle miteinander geredet, und danach ging man zum einen oder zum andern. Dieser Kreis hat sich auch oft im Haus von Frau Bremme getroffen.

W: Als einen Wuppertaler Salon kann man diese Kreise aber nicht bezeichnen?

B: Nein, sie trafen sich einfach zu Hause, ohne Ambitionen wie im 18. Jahrhundert, als Adlige für Bürgerliche einen Salon führten. Es ging nicht „etepetete“ zu. Es gab noch lange solche Treffen mit Gruenter und anderen im Briller Viertel, im Hause der Familie Frowein.

W: Was war das Besondere, die Atmosphäre dieser Kreise?

B: Die Atmosphäre war geprägt durch die Erkenntnis, dass es über Parallelismen wie „hier Wissenschaft, dort Kultur“ oder „hier Politik, dort Wissenschaft“ hinaus aus der Sache kommende Gesamtheitsvorstellungen gab. Ich konnte mich zum Beispiel mit Rau gut verstehen, weil er die Theologiegeschichte kannte. Europäische Technologiegeschichte in Hochform, die gotischen Kathedralen, waren verwirklichte Theologie. Die erste deutsche industrielle Revolution fand bemerkenswerterweise im spirituell aufgeladenen Elberfeld/Barmen statt, 60 Jahre vor der Industrialisierung im Rest des Deutschen Reiches.

W: Gab es somit im Wuppertal einen genius loci für eine Hochschule?

B: Wuppertal war prädestiniert dafür. Gegenüber den Neugründungen in Essen, Duisburg, Siegen und Paderborn gab es hier die Voraussetzungen, die gerade eine Hochschulgründung braucht: aktive Industrielle, die als gläubige Christen die Maschinen zum Laufen gebracht haben. Das war der genius loci dieser Industrieregion.

W: Gilt das für die Textil-Industriellenfamilie Baum auch?

B: Ihre Vorfahren legten ab 1818 los, nachdem der mechanische Webstuhl aus England „geklaut“ worden war und die Schöpfungslogiken von James Watt und anderen Pionieren im Wuppertal anerkannt waren. Die Moderne war zudem per se an die christliche Theologie gebunden. Nur Christen kannten den Schöpfergott, die creatio ex nixilo und den Auftrag, in einer secunda creatio das Gottesprojekt zum Ziel zu führen. Hier konnte die fromme Bankiersdynastie von der Heydt entstehen. Im Reich dominierten große jüdische Bankiers als theologisch gebildete Abstraktionsakrobaten für den Begriff „Kapital“.

S: Für den Hochschulstandort Wuppertal war es aber Anfang der 70er Jahre ganz knapp, als sich Rau gegen Ministerpräsident Kühn durchsetzen konnte. Kühn akzeptierte letztlich aber doch, was sein Minister Rau für ihn beschlossen hatte?

B: Ja, Rau hat ihm das klar gemacht mit dem Verweis auf die religiösen Voraussetzungen moderner Marktwirtschaft.

W: Das als Drama zwischen Rau und Kühn darzustellen, wäre eine Überinterpretation?

B: Ja. Die Entscheidung für Wuppertal war auch Kühns Einsicht geschuldet.

S: Eine bedeutende Bundesbahndirektion war in Wuppertal gerade geschlossen worden, der Verlust Tausender von Arbeitsplätzen in einer Strukturkrise bahnte sich an: Haben die Politiker versucht, mit Universitätsgründungen auch Strukturförderung für Krisenregionen zu betreiben?

B: Universitätsgründungen waren keine Strukturförderung. Das ist an den Haaren herbeigezogen!

W: Sie haben keine Arbeitsplätze geschaffen?

B: Im Vergleich zu den Arbeitsplätzen, die in der Kohle verloren gingen, spielten die Arbeitsplätze an neuen Hochschulen keine Rolle. Die Textilindustrie gab es hier nicht mehr, Massenimporte durch ostasiatische Billigtextilien hatten ihr bereits das Ende bereitet. Die zuvor angesprochenen Industriellenfamilien, darunter viele Mäzene der Hochschule, lebten schon von der Substanz und, gemessen an dem Selbstbewusstsein dieser Leute bis 1960, wurde das als ein Abstieg empfunden.
Die Hochschulgründung war kein Ergebnis regionaler Wirtschaftsförderung. Auch die Universitäten in Köln, Hamburg, Frankfurt waren Anfang des 20. Jahrhunderts aus anderen Gründen entstanden. Aber industrielle Entwicklung wird durch Wissenschaft vorangetrieben, das ist eine ganz praktische Einsicht. Wir brauchen Ingenieure, wir brauchen mehr Leute, die sachlich und fachlich verstehen, wie eine wissenschaftsgetriebene Industriegesellschaft funktioniert. Das war sicherlich auch ein für jedermann einsehbarer Grund für die Gründung dieser Gesamthochschule Wuppertal.

S: Spielte bei den damaligen Hochschulneugründungen auch der Systemwettbewerb von Ost und West eine Rolle? In den 60er Jahren haben viele im Westen geglaubt, dass sie der Osten mit einem besseren Bildungssystem überholt?

B: Ja, man denke an den „Sputnik-Schock“. In Amerika war das ein grundlegendes Motiv. Für mich, der das damals schon mit dem Bewusstsein der Zeitgenossenschaft erlebt hatte, war das nicht entscheidend. Wir fühlten uns dem russischen Dogmatismus haushoch überlegen, gerade im Hinblick auf Bildung.

W: Für den Standort Wuppertal halten Sie seine theologisch durchtränkte Geschichte für wichtiger?

B: Ja, gerade seine besondere Geschichte, denn alle Modernitätsvorstellungen hängen an der Theologie. Hier konnte man das Konzept einer Gesamthochschule jenseits von Ideologien, wie der eines Melting Pots, besonders gut umsetzen.

W: Das war eine schöne Zusammenfassung: Wir danken Ihnen für das Gespräch!