Man hört, daß puristische Entmythologisierer des Denkmalschutzes beschlossen hätten, im Lutherzimmer auf der Wartburg nicht mehr jene Zeichen an der Wand zu restaurieren, die herkömmlich als Verweis auf Luthers Abwehr der Versuchungen teuflischen Opportunismus und höllischer Verzweiflung durch einen Wurf mit dem Tintenfaß gedeutet wurden.
Wir wollen den Einwänden der Denkmalpfleger gegen die volkstümliche Legendenbildung durchaus Rechnung tragen, indem wir an Ort und Stelle die Kritik durch historische Wahrheit mit dem populären Evidenzerleben in einer künstlerischen Aktion auf höherem Niveau versöhnen.
Wir bitten um die Möglichkeit, im Lutherzimmer unter Wahrung aller konservatorischen Sicherheitsstandards, den hypothetischen Tintenfaßwurf Luthers experimentell in verschiedensten Varianten nachzuvollziehen und dem Publikum das Resultat des Experiments in jeweiligen Unikaten im Museumsshop anzubieten. Das Ganze würde ein Paradebeispiel für die wissenschaftliche Kritik am naiv-populären Evidenzerleben durch die künstlerische Kraft zur Evidenzerzeugung bieten.
Ästhetik-Professor Bazon Brock vertritt dabei die wissenschaftliche Evidenzkritik, der Maler Moritz Götze die künstlerische Methode, Evidenz nach Evidenzkritik zu erzeugen.