Vortrag / Rede Symposium: Inszenierung und Vergegenwärtigung
Ästhetische und religiöse Erfahrung heute
Ästhetische und religiöse Erfahrung heute
Die Nachfolge Christi wird konsequenterweise abgelöst durch die Imitatio der fürstlichen oder patrizischen Auftraggeber und Brotherrn. Indem der Künstler über deren Leben und ihre Taten, die res gestae, als fama erzählt, wird die Voraussetzung geschaffen, daß den Führern und Schlachtenlenkern überhaupt jemand nachfolgen kann. Erst der Künstler bringt die Leistungen der Heroen zur Wirksamkeit, indem er sie als Historiograph aufschreibt, als Maler in Porträts oder Ereignisbildern festhält, den Formierungskräften in Idealstädten zur Anschauung verhilft. Zur Nachahmung regt nun nicht mehr Christus, sondern der Ruhm der menschenmöglichen, von Künstlern erzählten Geschichten an. In einem weiteren Schritt wird Giorgio Vasari mit seiner Begründung der Viten-Literatur den Künstler selbst als Persönlichkeit mit Anspruch auf gestaltete Lebensgeschichte, auf Biographie einführen. Der Künstler wird selbst zu demjenigen, dessen Leben zum Gegenstand seiner eigenen Arbeit, seiner eigenen fama gerät.
Mit diesen beiden fundamentalen Voraussetzungen beginnt die Moderne:
Hier entsteht ein neues System der Legitimationen des Werkschaffens: Schüler berufen sich auf ihre Meister, Nachfolgekünstler auf ihre Vorgänger.