Theoretische Objekte
z.B. als Souvenir, Amulette, Talisman, Lehrmittel, Modelle oder Weltbilder; Zwischenraumgespenster der Vermittlung von Produkt und Nutzung, Sprecher und Hörer, Göttern und Menschen, die selbst zum Objekt werden; populärstes Beispiel: Beuys' Schultafeln.
(Lock-Buch, S. 174)
Der Reißverschluss
Innerhalb der Problemvorgabe kann jeder Student ohne weiteres nachvollziehen, daß hier Position den Zustand der Nacktheit bezeichnet, daß Bekleidetsein die entsprechende Negation der Nacktheit ist. Schwierig wird der Nachvollzug der Aussage, daß Position und Negation, Nacktheit und Bekleidetsein nicht nur abstrakt miteinander vermittelt werden und werden müssen. [...] Konkret wird die Vermittlung im Prinzip Reißverschluß, der durch seinen instrumentellen Gebrauch ausschließlich als Vermittlung von Offenheit und Geschlossenheit bestimmt ist. Dieses Vermittlungsprinzip auf ein Kleidungsstück als ganzes angewandt, erzwingt z.B. das Herstellen eines Kleides aus lauter Reißverschlüssen und nichts als Reißverschlüssen. Damit wird das Kleid als Bekleidung ausschließlich aus der Vermittlung von Position und Negation, von Nacktheit und Bekleidetsein bestimmt.
(Ästhetik als Vermittlung, S. 499 f.)
Literaturbleche
Die Literaturbleche werden so als Objekte ins vertraute Alltagsbild eingeschleust.
Ihre Mitteilungen werden verstärkt wahrgenommen, weil sie von den erwarteten abweichen. Zugleich wird der Wahrnehmende veranlaßt, über die ursprünglichen Kontexte der Mitteilungen wenigstens einige Überlegungen anzustellen.
(Ästhetik als Vermittlung, S. 1018)

Warenwunder
Eine andere Ikone der Moderne, nämlich der existentiell erschütterten Menschen, hatte Edvard Munch mit einer Frau dargestellt, die auf einer Brücke steht und ihr ganzes kosmisches Verlorenheitsgefühl in die Welt hinausschreit. Diese gemalte Gestalt wurde in eine aufblasbare Gummipuppe übersetzt und im Museumsshop zur Nutzung angeboten.
(Wa(h)re Kunst - Der Museumsshop als Wunderkammer, S. 19)
Thementotems
an Pfählen, Latten oder Pinnwänden aufgereihte theoretische Objekte der Erinnerungskunst. Sie verweisen auf das, was wir vergessen müssen, um uns erinnern zu können, und was wir erinnern müssen, um es vergessen zu können. Sie wirken durch Paradoxalität, wie schon Kant wußte. Kant erinnerte sich täglich anhand eines Memos, daß er unbedingt seinen Diener, den er hinausgeworfen hatte und alsbald vermißte, vergessen müsse.
(Lock-Buch, S. 175)
Phrygische Mütze - Schopenhauers Pudel - Lacans Lamellen-Theorem
Bazon Brock demonstriert, wie man Schopenhauers Pudel die Versöhnung von Leninismus-Maoismus mit der Midas-Erfahrung erklärt.
Rechter Bildrand: Verweis auf Lacans "Lamellentheorem", eine Umformung der Mammellen der ausgezehrten Mutter; da schwache Brüste der Weisheit flach wie ein Omelett auf dem Oberkörper liegen, verwandelt der begehrende Zugriff des Subjekts die Schnabeltiere als eierlegende Säugetiere, die sensorisch hoch empfindlich im Bodensatz der Schöpfung gründeln.
Die 12 Grundformen des verlassenen Bettes
Anfang der 70er Jahre bot ich Studierenden der Hochschule der Bildenden Künste in Hamburg ein Trainingsprogramm der kriminalistischen Imagination, das wenig später im Internationalen Design Zentrum Berlin und im Sender Freies Berlin unter dem Titel „Ästhetik in der Alltagswelt“ veröffentlicht wurde (als Ausstellung und als Fernsehfilm).
Eine der Übungen bestand darin, von zerwühlten Betten, verschobenen Teppichen, verstreuten Kleidungsstücken auf die Handlungen zurück zu schließen, durch deren Verlauf die jeweils bestimmte Gestalt der Objektgruppen entstanden waren. Der Hamburger Konzept-Künstler Simon Waßermann, damals Studierender an der HbK, Lerchenfeld entwickelte ein Objektensemble, indem er es systematisch zum Musterbeispiel für die Entfaltung von Imagination variierte:
Alles, was man als konkrete Gegebenheit in einer Konstellation antrifft, sollte um alle anderen denkbaren Positionen innerhalb der Konstellation erweitert werden. Aus der konkreten Vorgabe eines verlassenen Bettes entwickelte er zwölf grundsätzliche Möglichkeiten, ein Bett nach dem Aufstehen zu hinterlassen.
(Kleider bilden Haufen: Zur Typologie des Abgelegten, Aussortierten, Weggeworfenen. In: Vêturagen, 2010)

Aktionen
Lustmarsch durchs Theoriegelände 2006
Dieser Arbeitsbiographie entsprechend wird an jedem Präsentationsort der jeweiligen Stadt ein Thema in besonderer Weise zugeordnet und durch ein spezifisches Gefäß repräsentiert (Brock als Behälterwissenschaftler).
Karlsruhe: Vase + Schwamm – Die Normative Kraft des Kontrafaktischen |
Karfreitagsphilosophie | Der Faschist als Demokrat
Frankfurt: Container (Kathedrale für den Müll) – Fininvest | Gott und Müll
Köln: Vitrine – Musealisierung als Zivilisationsstrategie |
Avantgarde – Arrièregarde – Retrograde
Hannover: Wohnzimmer – Selbstfesselungskünstler gegen
Selbstverwirklichungsbohème |
Professionalisierung der Betrachter, Patienten, Wähler, Konsumenten
Wuppertal: Instant Housing – Leben als Baustelle | Schönheit des Häßlichen |
Scheitern als Form der Vollendung | Hominisierung vor Humanisierung
Graz: Rettungsbombe – Rettungskomplett | Gorgonisiert Euch! |
Revolution des Ja
München: Sarkophag – Uchronie | Extratemporale Zonen | Ewigkeitsmanagement
Berlin: Sandkasten – Eine schwere Entdeutschung |
Widerruf des 20. Jahrhunderts
Leipzig: Laufstall – Pathosinstitut AZ – Opferolympiaden
Zürich: Bunker – Verbotener Ernstfall – Gottsucherbanden |
Kultur und Strategie
Hamburg: Verpackung (Marktstand) – Kunst als Evidenzkritik | Erkenntnisstiftung
durch kognitive Objekte/Fakes
Brock führt täglich das Publikum mit einem 60minütigen Gewaltmarsch und einem 240minütigen Lustmarsch durch alle Themenfelder. Für die Teilnehmer der Lustmärsche (4 Stunden) ist jeweils ein Essen vorgesehen, das die Tagesschwerpunkte assoziiert. An jedem Präsentationsort werden hoffentlich je ein Freund und ein Feind der Brockschen Arbeit mit ihm einen Diskurs führen – Veranstalter der Diskurse ist der seit 1988 eingetragene Verein „Helfen sie mit, Bazon Brock zu lieben“ e.V. Bonn. Zu jeder Themeneinheit gibt es das Angebot eines multiplen theoretischen Objekts/kognitiven Objekts für den Museumsshop:
Demonstrierte Selbstbezüglichkeit – das Bürsten der Bürsten.
Rohr und Rebe
Goldflecken im Bett / Liebe eines Literaten
Beten im Museum verboten!
Gorgonisiert Euch!
Buddhistenstiefel
Goldene Eßstäbchen
Nietzsches Gäule
Schmückende Uchronie
Sfumato-Horizont
Urmeter aus Gummi

Werke zum Thema
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Wa(h)re Kunst
Buch · Erschienen: 1996 · Autor: Brock, Bazon | Fliedl, Gottfried | Giersch, Ulrich | Sturm, Martin | Zendron, Rainer
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Lustmarsch durchs Theoriegelände
Buch · Erschienen: 10.10.2008 · Autor: Brock, Bazon
Spezielle Texte zum Thema
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Der Reißverschluss – Abschnitt in:
Ästhetik als Vermittlung
Buch · Erschienen: 1976 · Autor: Brock, Bazon · Herausgeber: Fohrbeck, Karla
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Offene Zeichensysteme – Abschnitt in:
Ästhetik als Vermittlung
Buch · Erschienen: 1976 · Autor: Brock, Bazon · Herausgeber: Fohrbeck, Karla