Buch Die Anderen unter uns

Von Menschen und Pseudomenschen. Eine Science-Fiction-Anthologie

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Aus dem Englischen von Wulf Bergner. Nachwort von Bazon Brock.

Erschienen
1964

Herausgeber
Nolan, William F.

Verlag
Melzer

Erscheinungsort
Darmstadt, Deutschland

ISBN
B0000BT3W9

Umfang
438 S. ; 8

Einband
Lw. : 19.80

Zukunft - am Modell trainiert

S.-F. hat uns gelehrt, darüber nachzudenken, daß wir nicht scheitern müssen. Daß wir nicht allemal Scheiterer sind. Obwohl das den Mächtigen gerade so genehm wäre. Entgegen landläufigen kulturistischen Bedenken passen die S.-F. den Mächtigen durchaus nicht. Denn es führt kein Weg und keine künstliche Rezession zurück hinter die Vorstellungen der S.-F. Die Mächtigen müssen sich ihrer anbequemen. Und da wir in der Gesellschaft die Mächtigen sein sollten, müssen wir uns den Vorstellungen der S.-F. anbequemen. Sonst werden wir nur wieder die Opfer ihrer Verwirklichung sein. Denn wenn es sich bei den durch S.-F. vermittelten Inhalten, Vorstellungen und Gedanken um solche handeln soll, die unseren heute allgemein im Schwange befindlichen etwas voraus haben, so wahrscheinlich doch das eine, sich weniger zwanghaft gegen uns zu behaupten, als es die Realitäten des Augenblicks tun.

Zwang 1: Der Zwang, sich den Vorstellungen, die jemand heute hat, unterzuordnen, wenn man sich daran beteiligen will, sie zu realisieren. "Jetzt gehen wir mal gleich an die Arbeit, alles weitere wird sich finden." Es findet sich indessen nicht, weil wir es längst aufgebrummt bekommen haben. Denn das Einverständnis, das wir bekunden, wenn wir uns beteiligen wollen, wird schlankweg als Unterordnung verstanden. Was wir zu unserer Sache machen wollten, indem wir helfen, sie zu realisieren, wird zur Möglichkeit des anderen, uns zu domestizieren. Unterordnung als Mittel zum Zwecke der erst zu begründenden neuen Ordnung. Und wenn wir sagen: "Ja, ich verstehe, was Sie meinen, ich finde es richtig. Ich möchte mich daran beteiligen, es zu verwirklichen", so sind wir gezwungen, den anderen es so verstehen zu lassen: "Sie anerkennen, daß ich Ihnen überlegen bin, daß ich über Mittel verfüge, derer Sie sich bedienen wollen, um auch den anderen zu zeigen, wie überlegen ich ihnen bin." Aber natürlich sagt er nicht Ich - er sagt, das System, das ich beherrsche, oder unsere gesellschaftliche Gesamtstruktur. Und da also wir alle diesem System stillschweigend unsere Existenz verdanken (sagt man), ist das Einverständnis leicht zu haben: es wird erschlichen durch Trugschluß. Überlegen soll man, was früher war, die Henne oder das Ei. Überlegen soll man, ob sich nicht zuerst alle unsere ökonomischen Basisbedingungen ändern müßten, bevor sich in unseren Vorstellungen etwas ändern läßt usw.

S.-F. befreit aus diesem Zwang, sich das Einverständnis abschleichen zu lassen, weil sie zuerst unsere Vorstellungen verändert, bevor wir uns leichtfertig vermeintlichen Notwendigkeiten beugen.

Zwang II. Die S.-F. verzichtet darauf, sich als literarische Gattung per se zu verstehen, oder als Literatur schlechtweg. Es ist ihren Autoren gleichgültig, wofür Literaten das halten, was die S.-F.-Autoren schreiben. Demzufolge ist niemand (auch wir hier nicht) gehalten, sich bei dem Versuch, über die S.-F. zu sprechen, an Verfahrensweisen zu halten, wie sie von den Literaturwissenschaftlern entwickelt wurden, um der Literatur einige Gedanken abzuluchsen.

Wenn man über die S.-F. nachdenkt, schreibt man das vielleicht auf (wie ich hier), ohne mehr geschrieben haben zu wollen als das, worüber man nachgedacht hat. Wenn ich mich mit einer Sache, die, ihrem Inhalt nach, mich verweisen will auf etwas anderes als das, was ich kenne, nur so beschäftige wie mit dem, was ich schon kenne, so ist das offensichtlich merkwürdig.
Wenn es mich genau solche oder mehr Anstrengung kostet, von etwas zu sprechen, was leichter zu ertragen sein soll als meine jetzigen Verhältnisse, so ist es merkwürdig, sich diese Mühe zu machen.
Wenn ein Zusammenhang wie die S.-F. darauf hinweist, daß unsere Verhältnisse, wie sie jetzt bestehen, gegenüber einem späteren Zustand recht beiläufig erscheinen, so sollte man mit eben jener Beiläufigkeit seinerseits über solche Verweisungszusammenhänge sprechen, wie sie durch die S.-F. dargestellt werden.

Richtig über die S.-F. zu sprechen heißt also beiläufig von ihr zu sprechen. Ich hoffe, das getan zu haben.