Tafelrunde Denkerei: Gott (Krieg) und die Welt. Über die gute Unendlichkeit. Teil 1

Symposium zum 80. Geburtstag von Heiner Mühlmann (19.-20.01.2019)

Mit Beiträgen von: Gerhard Blechinger, Bazon Brock, Jacob Burda, Rainer Gabriel, Thomas Grunwald, Ulrich Heinen, Viktoria Kirjuchina, Heiner Mühlmann, Nico Pezer, Arne Scheuermann, Jan Söffner

Samstag, 19.01.2019, 14-20 Uhr: https://denkerei-berlin.de/kalender/?id=1303

Sonntag, 20.01.2019, 10-16 Uhr: https://denkerei-berlin.de/kalender/?id=1312

Programm für Samstag, den 19.01.2019

14 Uhr
Bazon Brock:
Die Sorge des Hausvaters
Über die gute Endlichkeit des menschlichen Lebens

„Vater, worauf stand der liebe Gott, als er die Welt geschaffen hat?“ Wir beginnen die langsame Heimkehr von dieser Kinderfrage zur Frage Luhmanns: „Lieber Habermas, was tun wir nach dem großen Konsens?“ Leibniz präjudizierte die Infinitesimalrechnung. Das ist die tatsächliche Versöhnung von Endlichkeit und Unendlichkeit, also die gute Unendlichkeit. Zeitgemäß essayistisch ausgedrückt, versöhnt sie Rhetorik und Dialektik in der Poesie.

15 Uhr
Viktoria Kirjuchina:
Die rhetorische Funktion des Nicht-Darstellens
in visueller Kommunikation

Bedingt durch die Einflüsse einer Ideologie der Ästhetik steht unsere Gesellschaft den Wirkungen, die von visuellen Medien ausgehen, etwas hilflos gegenüber. Es sind die Praktiker der visuellen Kommunikation selbst, die die beabsichtigten Wirkungen intuitiv veranlassen, doch oftmals nicht im Stande sind, die Wirkursachen dafür zu erkennen. Heiner Mühlmanns Forschungserkenntnisse zur Funktion rhetorischer Effekte erweisen sich als das methodische Instrument, um beispielsweise in Kampagnenmotiven den für die persuasive Wirkung ausschlaggebenden Stimulus zu erkennen. Ein prägnantes Beispiel dafür ist das Nicht-Darstellen, das Aussparen der emotional stärksten Stelle. Auf diese Weise entsteht der ranghöchste Kunstgriff der Rhetorik. Das Durchdringen dieses methodischen Wissens in der Lehre der visuellen Kommunikation schafft eine zwanglose und doch sehr effektive Verbindung zwischen Theorie und Praxis.

16 Uhr
Arne Scheuermann:
Zur Visuellen Rhetorik des Terrorismus
Das Editorial Design des IS-Magazins ‚Dabiq‘ im Lichte
von Heiner Mühlmanns Konzept kultureller Evolution

In den Jahren 2014 bis 2015 erschien im Internet das vom sogenannten IS herausgegebene englischsprachige Online-Magazin „Dabiq“. Es richtete sich gleichermaßen an nicht-arabischsprachige Interessierte im Westen wie an Dschihadisten im syrischen Bürgerkrieg, an die Kämpfer verfeindeter Einheiten wie an die demokratischen Gegner des IS. Diese redaktionelle Herausforderung lässt sich auch am Editorial Design ablesen: Zu beobachten ist ein Heft mit vier Zielgruppen im Ringen um seine gestalterische Form. Hierbei zeigt die rhetorische Designanalyse des Magazins, dass und wie sich die visuelle Kommunikation von Terror als Ergebnis eines evolutionären Lernprozesses verstehen lässt, der eng mit den Dynamiken terroristischer Kommunikationsziele verknüpft ist.

17 Uhr
Jacob Burda:
Von der schlechten zur guten Unendlichkeit
Vom Regress ad infinitum zur romantischen Universalpoesie

In meinem Vortrag hinterfrage ich die „übliche“ Lesart der frühen deutschen Romantik. Ich schlage eine Lesart vor, die sich auf die Idee der „guten Unendlichkeit“ konzentriert. Diese Vorstellung wird herkömmlich Hegel zugeschrieben. Ich zeige aber, dass vornehmlich Friedrich Schlegel sie zur Diskussion stellte. Gute Unendlichkeit ist mit der Endlichkeit vereint und ihr nicht entgegengesetzt. Ich will zeigen, wie diese romantische Vorstellung von der Unendlichkeit wesentlichen Aspekten der Romantik zugrunde liegt, wie z.B. der „Unverständlichkeit“, der „Ironie“ und der Methode des „Wechselerweises“.

18 Uhr
Heiner Mühlmann:
Das Gespür für die gute Unendlichkeit

Neokratylismus, – so nennen die Linguisten den Bezug zwischen dem Sprachzeichen und dem Körper des Sprechers. Dabei handelt es sich um eine modifizierte Wiederaufnahme des Problems aus Platons Kratylos-Dialog: „Gibt es einen notwendigen Bezug zwischen Sprache und Realität?“ Im Neokratylismus hat sich der Bezug von der Außenwelt auf die Innenwelt des Organismus von Sprecher und Zuhörer verlagert. Von besonderem Interesse sind poetische Sprachfiguren, die – als Manifestation der guten Unendlichkeit – ohne jeden Umweltbezug Körperreaktionen auslösen.

Teilnehmer (19. & 20.01.2019):

Prof. Dr. Gerald Blechinger, FH Salzburg 
https://www.fh-salzburg.ac.at/typo3temp/_cv34381.pdf

Prof. Dr. Bazon Brock, Denkerei, Berlin
www.bazonbrock.de

Dr. Jacob Burda, Philosoph, Los Angeles
https://alpinefellowship.com/learn-more/

Dr. Rainer Gabriel, Kommunikationsdesigner, Wuppertal
http://www.designrhetorik.de/rainer-gabriel/

Prof. Dr. Dr. med. Thomas Grunwald, Schweizerisches Epilepsie-Zentrum, Zürich
https://www.kliniklengg.ch/belegschaft/cv_thomas-grunwald

Prof. Dr. Ulrich Heinen, Bergische Universität Wuppertal
https://www.kunst.uni-wuppertal.de/personen/hochschullehrerinnen-und-hochschullehrer/professorinnen-und-professoren/prof-dr-phil-ulrich-heinen.html

Viktoria Kirjuchina, Designerin, Berlin
http://www.designrhetorik.de/viktoria-schneider-kirjuchina/

Prof. Dr. Heiner Mühlmann, Salzburg Urstein Institut
https://de.wikipedia.org/wiki/Heiner_M%C3%BChlmann

Dr. Nico Pezer, Salzburg Urstein Institut
https://www.salzburg-urstein-institut.com/team/dr-nico-pezer/

Prof. Dr. Arne Scheuermann, Hochschule der Künste Bern
https://www.hkb.bfh.ch/de/hkb/ueber-uns/dozierende-und-mitarbeitende/?tx_feuserlisting_pi1[showUid]=1055

Die Forschungsgruppe TRACE
(Gerhard Blechinger, Rainer Gabriel, Thomas Grundnigg, Thomas Grunwald,
Viktoria Kirjuchina, Heiner Mühlmann, Nico Pezer, Jan Söffner)

https://www.fk8.uni-wuppertal.de/forschung-und-design-sammlung/forschungsgruppe-kulturtransmission-trace.html

http://www.trace-culturalevolution.com/

Termin
19.01.2019, 14:00 Uhr

Veranstaltungsort
Berlin, Deutschland

Veranstalter
Denkerei

Veranstaltungsort
Denkerei, Oranienplatz 2, 10999 Berlin