Avantgarde und Tradition
„Bazon Brock fordert neue Definition für »Avantgarde« Eine Lanze für die oft mißverständliche Avantgarde-Kunst brach der Kunsttheoretiker und Kommunikations-Designer Bazon Brock (Wuppertal) vor 100 führenden Museumsexperten aus aller Welt in Düsseldorf Nach seiner Auffassung ist es an der Zeit, den Begriff der Avantgarde neu zu definieren. Dabei sei zu berücksichtigen, daß es erst die neuen Kunstformen möglich machten, die alten Meister und die Vergangenheit in einem veränderten Licht zu sehen und für die Gegenwart zu verlebendigen. Er bezeichnete es als falsch, die Diskussion über die zeitgenössische Kunst aus der Sicht der Erfahrung zu führen. Im Gegenteil sollte man die Tradition immer wieder vorn Standort der Gegenwart aus gleichsam rückwärts neu aufbauen. Wenn dies geschehe, träten Verbindungslinien hervor, mit denen sich leichter die auf Unverständnis und Beziehungslosigkeit beruhende Ablehnung neuer Kunstströmungen in der Bevölkerung überwinden lasse Nach Meinung Brocks ist die Kunstgeschichte heute vollgepackt und präsent wie kaum jemals zuvor, wie überhaupt schon die Existenz der Avantgarde die Menschen zwinge, sich zum Vergleich auch mit dem Alten zu beschäftigen.“ - aus: Form, Nr. 95/1981, S. 53