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Bazon Brock auf Google, Bild: Banner zur Profilseite.
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Erschienen
21.01.2014

Zwei Großmäuler

Gestern in der 3Sat Kulturzeit: Sascha Lobo und Evgeny Morozov

Im Nachhinein wissen die Herren immer besser, was andere schon vorausgewusst haben.

Die FAZ Online-Redaktion sah sich gezwungen, die Passage des Interviews "Das Netz ist die Hölle der neuen Welt" (02.05.2010) über die Analogie zwischen vernetzter Welt und Gulag-Gefangenenlager zu löschen, weil Herren wie die obigen die Redaktion massiv unter Druck setzten, die Diskriminierung der Weltnetzbetreiber sofort zu unterlassen (dankenswerte Ausnahme: Mario Sixtus, der die Wiederveröffentlichung der gestrichenen Stelle durchsetzte).

Siehe Interview mit Bazon Brock FAZ Online „Das Netz ist die Hölle der neuen Welt“:

„FAZ: Vor fünf Jahren wurden Sie für Ihren Vergleich von Internet und GULAG gescholten. Fühlen Sie sich von den Entwicklungen seitdem, etwa durch die sozialen Netzwerke, bestätigt?

Bazon Brock: Als wir das vor Jahren sagten, haben die Leute uns für verrückt erklärt. Wir waren vor Jahren viel weiter und haben gesagt, dass das, was die Lager der totalitär-faschistischen Regime, des stalinistischen oder des Hitler-Regimes waren, jetzt, als Weltlager, das Netz geworden ist. Und es ist extrem gefährlich geworden, dort überhaupt in die Akten zu kommen, auffindbar zu sein. Wir wissen, wie delikat der Datenmissbrauch ist, wie hoch die Erpressungsmöglichkeiten liegen, nicht nur von Kriminellen, sondern auch von den eigenen Regierungen und den eigenen Institutionen.

Was macht das Netz so gefährlich?

Ein Netz ohne personale Beziehungen, ohne Verantwortung, ohne Verantwortungsbereitschaft, ohne Kontrolle der jeweiligen Geistesgegenwart kann man nicht sinnvoll nutzen. Im Übrigen ist alle Kommunikation auch abgehoben auf den Genuss der Anwesenheit des anderen. Warum setzen wir uns so gerne in die Kneipe, um mit anderen zu sprechen, oder auf Kongresse etc.? Weil das die Möglichkeit bietet, tatsächlich den Genuss des eigenen Lebens durch die Versicherung des Beistands aller anderen zu erhöhen. Und das fällt beim Netz weg, weswegen es wirklich ein Totenreich ist, ein Todesreich.

Das Internet als virtuelle Unterwelt?

Ja. Der Papst hat am 20. April 2007 leichtsinniger Weise erklärt, er hebe den Limbus auf. Wir haben damals wütend protestiert. Aus dem Limbo, also der Unterwelt, in der Jesus Christus war und in die Vergil den Dante geführt hat, haben alle, die unten waren, ihre große Menschheitsweisheit her - bis zu Doktor Faustus von Thomas Mann. Aristoteles, Sophokles, Aristophanes und Platon, also alle, die vor Christi Geburt bzw. vor 30 v. Chr. gelebt haben, haben dort ihre Heimat. Das weltweite Netz könnte ihre neue Heimstatt werden, es ist die von der Theologie verstoßene alte Konstruktion des Limbo. Und diese Vorbildhölle ist dann tatsächlich da, da kann man dann Aristoteles und Aristophanes begegnen. Aber man nimmt sie nur als Tote wahr, nur als Gewesene. Und so ist es im ganzen Netz - es ist die Unterwelt der neuen Welt, es ist ihre Hölle. Das Niederfahren zur Hölle, das ist unsere Verpflichtung ins Netz einzusteigen, aber dann müssen wir wieder auffahren wie Christus, wie Dante, wie alle großen Geister, damit wir einen sinnvollen Gebrauch von dieser Welt machen können."

Quelle: http://www.faz.net/-gsi-167n6