Ausstellung Lustmarsch durchs Theoriegelände – Ästhetik einer schweren Entdeutschung. Mit Liturgien und Performances

11. Station: Sammlung Falckenberg, Hamburg (16.-26.11.2006)

Pia fraus-Wand, theoretisches Objekt, Aktion „Lustmarsch durchs Theoriegelände“, 2006, Bild: Foto © Ulrich Klaus.
Pia fraus-Wand, theoretisches Objekt, Aktion „Lustmarsch durchs Theoriegelände“, 2006, Bild: Foto © Ulrich Klaus.

Vom Sorgenkind zum Wundergreis – Bazon Brock zieht Bilanz zum Siebzigsten und sammelt Grabbeigaben für seine Generation.

Werbung für Produkte, Propaganda für Parteien oder Kirchen zielen darauf ab, dem Adressaten eine eigene Augenscheinbestätigung für eine Behauptung nahezulegen. Aber jeder Richter, jeder Arzt, jeder Wissenschaftler weiß, wie vorsichtig man mit Augenzeugenschaft, mit Sinnfälligkeit umgehen muß. Seit 600 Jahren sind die bildenden Künstler darauf spezialisiert, den Augenschein zu problematisieren, also behauptetet Evidenz zu kritisieren – aber nicht nach dem Muster der religiösen Bilderverbote, sondern als Darstellung des Undarstellbaren, also als Bilder des Bilderverbots. Nur das Falsche ist als das erkannte Falsche noch wahr – Nichtnormative Ästhetik der Fakes: Wenn auch niemand, der sich der Aufklärung verpflichtet, Wahrheit als Letztbegründung in Anspruch nehmen wird, muß der doch nicht auf den Bezug zur Wahrheit, Schönheit und Gutheit verzichten und in Beliebigkeit versinken. Es genügt, etwas als falsch, häßlich oder bösartig zu erkennen; denn die Aussage „dies kann keine unbedingte Geltung haben“, ist ja wahr. Fakes sind Artefakte als Produkte oder Kunstwerke, die bewußt signalisieren, daß sie bloß häßlich, fragmentarisch, banal, beliebig etc. sind, um dem Betrachter zu bedeuten: Wenn du etwas kaputt nennst, mußt du denknotwendig den Begriff des Heilen bilden, wenn dir etwas häßlich erscheint, mußt du dich denknotwendig an der Schönheit orientieren, auch wenn eben diese Ganzheit, Schönheit, Wahrheit nirgends in absolut verbindlicher Weise vorgegeben ist.

Bezug auf Brocks Action Teachings, Ausstellungen, Filme im NDR, an HBK Hamburg, im Kunstverein Hamburg

Vortrag

16.11.2006 um 17:30 Uhr: "Werk ist abgelegtes Werkzeug" zu Ehren von Hans Haacke - Pathos der Praxis von 1960-2000, Hochschule für bildende Kunst Hamburg, Hörsaal - im Anschluß Besuch der Deichtorhallen

Termin
16.11.2006

Veranstaltungsort
Hamburg, Deutschland

Veranstalter
Sammlung Falckenberg

11. Kunst als Evidenzkritik – Erkenntnisstiftung durch kognitive Objekte

Thementotem und Performancerahmen für die Sammlung Falckenberg, Hamburg

Learning by Buying: Sammler Harald Falckenberg, Bild: Lustmarsch, III.10, S. 297 © QART, Stefanie Hierholzer und Ulrich Klaus.
Learning by Buying: Sammler Harald Falckenberg, Bild: Lustmarsch, III.10, S. 297 © QART, Stefanie Hierholzer und Ulrich Klaus.

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