Wer selbst miterlebt hatte, wie wenig selbstverständlich das Selbstverständliche ist, brachte dem Wunder des Normalzustandes in Ruhe und Ordnung und äußerster Ereignislosigkeit gern das Opfer heldischer Größe. Heilig der Mann, der nichts Großes will, um seine Mordlust zu rechtfertigen. Heilig der Provinzialismus, die selbstgenügsame Beschränkung aufs Nächstliegende. Heilig die Filzpantoffeln, in denen man nicht schneller sein kann als der letzte Krüppel. Heilig der sinnierende Blick und die Hände im Schoß. Heilig das matte Blatt, dem kein Gärtner droht, es zu pflegen. Heilig, was geht, wie es immer ging und nicht wünscht, anders zu gehen. »Small is beautiful« (Fritz Schumacher); »gerechtfertigt ist nur der kleinstmögliche Eingriff« (L. Burckhardt); »der Abschied vom Prinzipiellen« (O. Marquardt) ist unumgänglich, soll im Prinzip nicht das Ganze untergehen.
Heiligung der Filzpantoffeln gegen den Heroismus permanenter Selbsttranszendierung – Abschnitt in:
Ästhetik gegen erzwungene Unmittelbarkeit
Buch · Erschienen: 1985 · Autor: Brock, Bazon · Herausgeber: von Velsen, Nicola
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Mathias Bergmann
25.06.2019
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