Eine Essenz

Die neuen Postmodernisten rufen dazu auf, dem Selbstlauf der Medientechnologien, Verwaltungsvollzüge, Trainingskonzepte und therapeutischen Prozesse vorbehaltlos zu vertrauen und den postmodernen Jubel kräftig zu verstärken. Immer schon habe das Volk sich doch nur selbst begeistert zugeklatscht, in der Arena, im Theater, auf dem Marktplatz und in den Medien. Der Akteure bedürfe es nicht mehr, die Grenzen zwischen Parkett und Bühne seien längst gefallen. Wer teilnimmt, ist gleichgültig, ob als Zuschauer oder Akteur, zugleich Opfer und Täter, anonymer Idiot wie auch profilierter Experte. So kann man es sehen, das hieße aber zugleich, auf jede Verantwortung, auf jedes Ziel, auf jede Steuerung zu verzichten. Damit wären wir aber nicht weiter, als es die angeblich so überflüssigen Intellektuellen auch gewesen sind, wenn sie behaupten, daß das Scheitern unausweichlich sei, daß am Ende alles bös enden werde. Zwischen dem Schicksal der Saurier mit Panzer, aber ohne Hirn ‒ den Machtmenschen ‒ und dem Schicksal der Saurier mit Hirn, aber ohne Rüstung ‒ den Intellektuellen ohne Macht ‒ wäre kein Unterschied. Nichts zu tun hieße dann die Maxime und hedonistischer Genuß bis zum absehbaren Ende das Gebot der Selbstliebe.
Quelle

Zur Kritik kabarettistischer Vernunft – Tätertypen der Postmoderne – Abschnitt in:

Kritik der kabarettistischen Vernunft. Ein autobiografisches Scherbengerücht

Kritik der kabarettistischen Vernunft

Buch · Erschienen: 01.01.2016 · Autor: Brock, Bazon

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