Wenn wir die Zweite Moderne vornehmlich mit Blick auf veränderte Kommunikationstechnologien, also mit Blick auf bisher unbekannte Formierungen von Öffentlichkeit und Publikum betrachten, ergibt sich: Die Rezipienten bedienen sich mehr und mehr eben jener Bild- und Textgebung, die auch die Künstler und Wissenschaftler nutzen. Deswegen bleiben für das Publikum die Kriterien der Unterscheidung nicht mehr äußere Krücken des Verstehens. Wer etwas anspruchsvoller über einen leistungsfähigen Computer kommuniziert, muss sich auf die Logiken der Bild- und Textproduktion einlassen: ein entscheidender Schritt in der Professionalisierung des Publikums. Wer als zeitgenössischer Künstler diese modernsten Medien anwendet und darin wahrgenommen werden will, muss sich in höherem Maße disziplinieren als jemand, der durch die schiere Demonstration von Materialmächtigkeit Räume besetzt.
Quelle
Uchronische Moderne – Zeitform der Dauer. – Abschnitt in:
Formen interaktiver Medienkunst
Buch · Erschienen: 2000 · Herausgeber: Gendolla, Peter
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Martin Kohlhaas
06.05.2011
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